UND TÄGLICH GRÜSST DIE LIEBE

UND TÄGLICH GRÜSST DIE LIEBE
Originaltitel:  Long Story Short | Kinostart: 08.07.2021 | FSK 6
Rafe Spall

 
Australien 2021
Genre: Liebeskomödie, Romanze, Fantasy
Länge: knapp 95 Min.
Regie: Josh Lawson
Buch: Josh Lawson
Darsteller: Rafe Spall, Zahra Newman, Josh Lawson, Ronny Chieng, Dena Kaplan, Cheyenne Gunn u.a.
Kamera: Matt Toll
Schnitt: Kasra Rassoulzadegan
Musik: Chiara Constanz

Die Grundidee ist so neu wie verlockend: Teddy gehört zu den Typen, die alles auf morgen verschieben - und das jeden Tag aufs Neue. Seine Freundin Leanne hat sich schon daran gewöhnt, dass es mit einer Heirat wahrscheinlich erst am Sankt Nimmerleins-Tag etwas wird. Doch dann passiert etwas Eigenartiges. Eine fremde Frau spricht ihn auf dem Friedhof an und ermahnt Teddy, er dürfe keine Zeit mehr verlieren, jetzt sei der perfekte Moment - und drückt ihm ein seltsames Ding in die Hand. Ab hier stolpert seine Uhr über die eigenen Zeiger! Nachdem er sich auf die Vermählung mit seiner Liebsten eingelassen hat, erlebt er nicht nur täglich, sondern mehrmals am Tag einen Zeitsprung von genau einem Jahr! Dreimal mit den Augen geblinzelt, und Leanne ist schwanger. Einmal ums Haus spaziert, und die Tochter ist bereits ein Jahr alt. Zwei Stunden später gibt's Knatsch und Entfremdung... und immer wieder ist Hochzeitstag (den er mal wieder verpennt hat)! Eines weiß Ted ganz sicher: er liebt seine Frau und will alles tun, um sie nicht zu verlieren.

Na, woran erinnert uns das? Richtig: Und täglich grüßt das Murmeltier!* Die Parallele ist gewollt, darum spielt der Film auch ständig auf den Klassiker an. Die Verkehrung eines sich ständig wiederholenden Tages in den Verlust ganzer Jahre ist allerdings eine ganz andere Klasse von Problem und erfordert andere kreative Lösungen. Teddy weiht seinen Kumpel Sam ein (der natürlich nur Bahnhof versteht und Ted für komplett irre hält) und bittet ihn um tatkräftige Unterstützung bei der beschleunigten Lebensführung.
 
Was Regisseur und Autor Lawson aus dieser Herausforderung gemacht hat, ist leider weder so prickelnd noch so packend wie das Murmeltier. Das liegt vor allem an dem - pardon - schlampigen Umgang mit dem gewählten Thema. Die Kulissen beispielsweise, in denen sich die meisten Szenen abspielen, wirken wie Modellwohnungen, wie Blaupausen, sind immer wie aus dem Ei gepellt, wie unbewohnt und werden im Zeitraffer lediglich  verschieden dekoriert - hier und da darf eine Palme in die Höhe schießen, das war's auch schon. Der behauptete Alterungsprozess wird kaum belegt; die Figuren sagen zwar, dass sie älter und grauer werden, aber wir sehen es nicht. Auch jedweder Alltag wird ausgeblendet. Während Leanne ihrem Mann vorwirft, er sei ein Worcaholic geworden, erleben wir davon rein gar nichts: er ist immer gleich entspannt, in praktisch jeder Szene zuhause (naturgemäß), und dank seiner Blackouts weiß er ja auch gar nichts von seinem Jobleben. 
So viel zur Kosmetik. 
Schlimmer die Psychologie. Lawsons' Dialoge erzählen eigentlich nur das Naheliegendste und trauen sich kaum tiefergehende Gedanken oder wichtige Momente der Ruhe, vor allem keine Radikalität! (Denken wir nochmal an das Murmeltier; auf welche krasse Weise die Hauptfigur Phil versucht, seinem Schicksal zu entkommen).

Was unterm Strich bleibt, ist die Gemahnung daran, seine Zeit nicht zu verschwenden und für das Leben und die Menschen darin dankbar zu sein. Jede Botschaft hat ihre Berechtigung, doch die Umsetzung macht aus dieser Variante nicht viel mehr als eine Gebrauchskomödie mit geringer Halbwertszeit.

cnm
 
*USA 1993, R.: Harold Ramis
 
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