WIR ELTERN
- Faultiere in ihrer natürlichen Umgebung -
Schweiz 2019
Genre: Mockumentary
Länge: knapp 100 Min.
WIR ELTERN ★★★★☆☆
Ruben u. Elia Bergkraut, Elisabeth Niederer, Eric u. Orell Bergkraut |
Genre: Mockumentary
Länge: knapp 100 Min.
Regie: Eric Bergkraut, Ruth Schweikert
Buch: Eric Bergkraut, Ruth Schweikert
Buch: Eric Bergkraut, Ruth Schweikert
Darsteller: Elisabeth Niederer, Eric Bergkraut, Elia Bergkraut, Ruben Bergkraut, Orell Bergkraut, Zohra Shetab, Beat Schlatter, Peter Schweiger
Experten: Remo Largo, Michèle Binswanger, Henri Guttmann
Kamera: Stéphane Kuthy
Schnitt: Bigna Tomschin
Musik: Marie-Jeanne Séréro
Kamera: Stéphane Kuthy
Schnitt: Bigna Tomschin
Musik: Marie-Jeanne Séréro
Aus dem Presseheft:
"Die Eltern Vero und Michi glauben, alles richtig gemacht zu haben. Doch Zug um Zug lassen
sie ihr Leben von den spätpubertären Zwillingssöhnen lahmlegen. Weder Punktelisten noch
Strafen helfen. Romeo und Anton sind kaum aus dem Bett zu kriegen und gehen nur selten
zur Schule. Lässig spielen sie die überforderten Eltern gegeneinander aus, kiffen oder zocken
stundenlang am Computer. Als sie vom Großvater einen generösen Erbvorschuss als
Geburtstagsgeschenk erhalten, verschärft sich das Zusammenleben weiter. Bis die Eltern auf
unkonventionelle Weise die Notbremse ziehen".
Kurz zur Form: was wir hier zu sehen bekommen, ist eine Kombination aus halbimprovisierten Spielsequenzen und O-Tönen einer Journalistin, eines Entwicklungs- und Familienforschers sowie eines Familientherapeuten. Die Gewichtung fällt zu Gunsten der Spielsequenzen aus.
Ich möchte von meinem ganz persönlichen Erleben dieses Films berichten und dabei anmerken, dass ich selbst kein Vater bin und somit von Erziehung nur theoretisch eine Ahnung habe. Also keine.
Zu Beginn schien mir das Spiel der Beteiligten und auch die filmische Auflösung arg laienhaft, und ich machte mich auf eine mittelschwere Quälerei gefasst. Dann gelang es mir nicht, eindeutig auszumachen, ob es sich hier um freiwillige oder unfreiwillige Komik handeln sollte, aber Komik stellte sich auf jeden Fall ein! Die Kombination aus offenbar festgelegtem Handlungsverlauf und Improvisation, die dokumentarischen Plansequenzen (viele durchgedrehte Einstellungen in der Totalen), ließen mit der Zeit dann doch das Geschehen eigenartig echt erscheinen. Auch inhaltlich changierte der Film zwischen schlimmer Übertreibung und einer dunklen Aura: genau so könnte es wirklich geschehen! Zwei erwachsene Söhne, die wie Blutegel in der Wohnung und den Eltern auf der Kreditkarte und am Esstisch hocken und die Eltern wie Bedienstete behandeln: weiß ich, ob es sowas nicht tatsächlich gibt?
Irgendwann leide ich mit den Eltern und ärgere mich gleichzeitig über sie. Sie beide sind so zerbrechlich und dabei so "unerwachsen", wie mir scheint, und ihre Versuche, sich gegen die zwei älteren Söhne aufzulehnen so erbärmlich...
Die wenigen Intermezzi der ExperInnen geben dem Ganzen einen Hauch Seriosität und fungieren als Erklärbär für alle, die noch einen Denkanstoß oder eine Interpretationsmöglichkeit brauchen. - Was für mich übrig bleibt, sind Fragen wie: was ist oder bedeutet heute Erziehung? Gibt es sie eigentlich noch oder wurde sie zur Gänze ersetzt durch die Welt des Konsums und der Gleichgültigkeit, der Medien und der Welt der Spielekonsolen? Welche Chancen haben wir, aus dieser Hölle zu entkommen?
Wir Eltern ist eine schöne Farce, die bewusst irritieren, unsere gewohnten Denkweisen aufwirbeln und dabei unbedingt zur weiterführenden Diskussion anregen möchte. - Sehenswert nicht nur für Pädagogen, Soziologen, Familien... sondern auch für jene, die mal über ihre eigenen Fehler lachen möchten.
cnm
Zur Filmwebsite: http://wireltern.wfilm.de
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