RABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH
RABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH ★★★☆☆☆
Filmstart: 28.04.2022 | FSK 6
Deutschland, Frankreich 2022
Genre: Drama, wahre GeschichteLänge: 119 Min. (langer Film)
Regie: Andreas Dresen
Buch: Laila Stieler
Buch: Laila Stieler
Cast: Meltem Kaptan, Alexander Scheer, Charly Hübner, Nazmi Kirik, Sevda Polat u.a.
Kamera: Andreas Höfer
Schnitt: Jörg Hauschild
Musik: Johannes Repka, Cenk Erdoǧan
Kamera: Andreas Höfer
Schnitt: Jörg Hauschild
Musik: Johannes Repka, Cenk Erdoǧan
Die Zeit kurz nach dem 11. September 2001 ist aufgeladen genug für Kurzschlusshandlungen und unrechtmäßige Festnahmen. Murat Kurnaz, 19jähriger Sohn von Rabiye, wird während einer Reise (auf der sich nichts hat zu Schulden kommen lassen) festgenommen und landet bald darauf im Straflager Guantanamo, im "rechtsfreien Raum", in dem er über Jahre festgehalten und gefoltert wird. Bereits im Jahr darauf wären die Wege frei gewesen, eine Rückgabe seitens der Bundesregierung einzufordern - aber die stellt sich quer, verhindert die Freilassung! Das alles noch nicht ahnend, wendet sich die verzweifelte Mutter Rabiye Kurnaz an den Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke. Die beiden werden über fünf Jahre Seite an Seite mit allen Mitteln kämpfen, bis die Mutter den Sohn endlich wieder in die Arme schließen kann.
Durch den gesamten Film zieht sich die Power und vor allem der Humor der Mutter, die sie als Überlebensstrategie mit in den strapaziösen Kampf genommen hat. Dresen und die Autorin Laila Stieler zeigen bewusst nur diese Seite der Geschichte, sie erzählen das große Unrecht aus der Perspektive der zusehends an Kraft einbüßenden Mutter. Die andere, grauenvolle Seite kennen wir aus der Berichterstattung oder beispielsweise aus Filmen wie Der Mauretanier.
Es ist ungewöhnlich, dass Murat heute wieder lebens- und liebesfähig ist: er lebt mit seiner Familie und drei Töchtern zusammen, die Mutter hat sich nach schwerer Erkrankung von ihren schweren Belastungen erholt, und dieser Film stellt teils eine Art Wiedergutmachung dar, wenigstens eine Art filmisches Mahnmal und Anklage an jene, die heute politisch inaktiv sind, sich immer noch nicht bei Familie Kurnaz entschuldigt haben, noch immer keine Entschädigung geleistet haben.
Andreas Dresen hat einen politisch relevanten Film vorgelegt, der uns gemahnt, nicht wegzusehen, und den man getrost als schallende Ohrfeige Richtung des derzeitigen Bundespräsidenten Steinmeier verstehen kann. Und der am Beispiel des pro bono arbeitenden Anwalts zeigt, dass Anstand jederzeit ganz konkret gelebt werden kann.
cnm
Kommentare
Kommentar veröffentlichen