SCHWESTERLEIN

- Bühnenweltschmerz -
SCHWESTERLEIN
Kinostart: 31. Oktober 2020
Nina Hoss, Lars Eidinger


Schweiz, Deutschland 2020
Genre: Drama
Länge: rund 100 Min.
Regie: Véronique Reymond, Stéphanie Chuat
Buch: Véronique Reeymond, Stéphanie Chuat
Darsteller: Nina Hoss, Lars Eidinger, Marthe Keller, Jens Albinus, Thomas Ostermeier u.a.
Kamera: Filip Zumbrunn
Schnitt: Myriam Rachmuth
Musik: Christian Garcia

Lisa und Sven sind Geschwister, beide erfolgreich für's Theater tätig: sie als etablierte Autorin und mit Familie in der Schweiz lebend, er, ein schwuler Freigeist, schon lange bekannt als Schauspieler an der Berliner Schaubühne. Als Sven an Leukämie erkrankt, kommt Lisa zurück nach Berlin, um ihm beizustehen. Seit längerem schon leidet sie unter einer Schreibblockade. Der Überlebenskampf ihres Bruders peitscht sie auf, sich an die Schreibmaschine zu setzen. Sie wird ein Märchen neu aufziehen, angelehnt natürlich an ihre eigene Lebenssituation.

Eidingers Figur geht sehr nah an seine eigene  Person, ist er doch etablierter Star-Schauspieler eben an der Berliner Schaubühne und inzwischen über Deutschland hinaus bekannt. Damit wird die tödliche Bedrohung der Figur für ihn sicherlich eine besondere Herausforderung gewesen sein. - Der eigentliche Tod des Schauspielers ist das Verschwinden von der Bühne, das nicht-Arbeiten-Dürfen - so der erklärte Ansatz der Autorinnen. Dieser Ansatz mag interessant sein, doch die Geschichte hat kein spürbares Anliegen, was darüberhinaus ginge und glaubhaft Spannung erzeugte. Die Charakterprofile erschöpfen sich im Status Quo, haben kaum Geschichte oder Begehren. Wir sehen in loser Folge Menschen in Not, Menschen die streiten und sich sehnen, die verzweifeln und in Erinnerungen schwelgen - aber wozu? Da wirkt ein Zusammenbrechen zu pathetisch, unorganisch, Wutausbrüche unmotiviert und fehl am Platz, Stück-Zitate wie reiner Selbstzweck. Bühne im Film kann manchmal ein großes Problem darstellen, wenn das Alltägliche daneben nicht glaubhaft ist. Auch die Nebenfiguren machen die Geschichte nicht konsistenter; sie wirken wie beliebige Teile eines Flickenteppichs. Sei es, dass Theaterkenner hierin einen Genuss finden. Als Geschichte für sich gesehen ist dies allzu behauptet und ohne Funken. Meine Kritik gilt eindeutig nicht dem Cast, sondern der Erzählkonstruktion bzw. der Regie.

Ein Schauspieler spielt einen Schauspieler - bemerkenswerterweise kann so etwas sehr unspannend sein.
 
cnm

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