DER MANN, DER SEINE HAUT VERKAUFTE

DER MANN, DER SEINE HAUT VERKAUFTE ★★★★★★
Originaltitel: The Man Who Sold His Skin | Filmstart: 24.02.2022 | FSK 12

Kunst & Mensch vs. Würde  ⓒ eksystent Filmverleih

Tunesien, Frankreich, Belgien, Schweden, Deutschland 2019

Genre: Drama, ArtHaus
Länge: knapp 110 Min.

Regie: Kaouther Ben Hania
Buch: Kaouther Ben Hania

Cast: Yahya Mahayni, Dea Liane, Koen de Bouw, Monica Bellucci, Saad Lostan, Darina Al Joundi, Jan Dahdouh, Christian Vadim, Marc de Panda, Husam Chadat u.a.
Kamera: Nestor Salazar
Schnitt: Marie-Hélène Dozo
Musik: Amine Bouhafa

Der junge Syrer Sam Ali gibt im Überschwang seiner Verliebtheit in der Öffentlichkeit lautstark eine bedenkliche Aussage von sich und muss vor der daraufhin drohenden Verfolgung in den Libanon fliehen. Während der Trennung von seiner Geliebten Aaber vermählt sich diese mit einem Diplomaten und zieht zu ihm nach Belgien. In Beirut schlägt Sam sich mehr schlecht als recht durch und lernt, als er auf einer Vernissage Essen schnorrt, den international anerkannten Künstler  Jeffrey Godefroi kennen, der ihm ein interessantes Angebot macht: wenn Sam sich ein überdimensioniertes Schengen-Visum auf den Rücken tätowieren lässt, kann er damit - jetzt als menschliches Kunstwerk - unbehelligt das Land verlassen, muss aber fortan jederzeit für Ausstellungen, Auktionen usw. verfügbar sein. In seiner Ausweglosigkeit unterschreibt Sam den Vertrag - mit weit reichenden Konsequenzen.

Mit dieser Geschichte gelingt der Regisseurin ein so eleganter wie mephistophelischer Coup. So absurd die Geschichte klingen mag; sie basiert auf wahren Begebenheiten, und das ist in jeder Szene zu spüren. Kaouther Ben Hania hat aus dem Stoff dankenswerterweise keine derbe Komödie gemacht, sondern ein präzises und handwerklich starkes (sprich: unterhaltsames) Drama über die zynische Welt, in der wir leben. Dies ist exakt die Art von Film, die ich heute von einem Pedro Almodóvar erwarten würde. 

Nur alle Jubeljahre bietet das Kino einen derart interessanten Diskurs zum Thema Freiheit vs. Kommerz. Bravo!

cnm