MARRY ME - VERHEIRATET AUF DEN ERSTEN BLICK

MARRY ME - VERHEIRATET AUF DEN ERSTEN BLICK
½☆☆
Originaltitel: Marry Me  | Filmstart: 10.02.2022 | FSK 0
Jennifer Lopez, Owen Wilson | ⓒ 2020 Universal Studios


USA 2022
Genre: RomCom
Länge: gut 110 Min.
Regie: Kat Coiro
Buch: John Rogers, Harper Dill
Nach: Bobby Crosby (Graphic Novel)
Cast: Jennifer Lopez, Owen Wilson, John Bradley-West, Sarah Silverman, Chloe Coleman, Maluma, Michelle Buteau, Stephen Wallem u.a.
Kamera: Florian Ballhaus
Schnitt: Michael Berenbaum, Peter Deschner
Musik: John Debney

Die kleine Lou überredet ihren Papa Charlie, mit ihr zum Mega-Event des Jahres zu gehen: die Pop Diva Kat Valdez wird ihren Liebsten Bastian (Newcomer in der Branche) während einer gigantischen Show vor einem Millionenpublikum heiraten. Die beiden hatten mit dem Titel "Marry Me" einen Nr.1-Hit gelandet und setzen mit ihrer Vermählung nun einen obendrauf. Kurz vor der Show erfährt Kat, dass Bastian, der Schönling, sie mit ihrer Assistentin betrogen hat. Genau in dem Moment muss sie im pompösen Brautkleid auf die Bühne. Dort erstarrt sie für endlos lange Momente, um sich dann kurzerhand zu entscheiden: es wird eine Vermählung geben. Aber nicht mit Bastian, sondern mit einem willkürlich aus dem Publikum gepickten Nobody - und das ist natürlich der scheue Charlie, Papa, Mathe-Lehrer, Normalo mit dem Herz am rechten Fleck. Zwei Welten prallen aufeinander. Ein Werbe-Gag? Eine Geschichte mit Zukunft? Nicht nur die Crew hinter dem Megastar ist erschüttert...

Sehr offensichtlich lehnt diese märchenhafte Erzählung an Filmen wie Notting Hill (USA 1999, Regie: Roger Michell) an. Solche Geschichten gehen zu Herzen, sie erfüllen Träume vieler normal lebenden Menschen, ähnlich wie die Vorstellung vom Lottogewinn. Der Prinz angelt sich die Prinzessin aus dem Volke und umgekehrt. Hier ist es der weibliche Star, der die Hand nach dem gewöhnlichen Mann ausstreckt. J-Lo spielt diesmal mehr als in ihren vorangehenden Produktionen gewissermaßen sich selbst, den Star, der sie nunmal ist - doch geht ihre Vorstellung keineswegs in die Tiefe; sie bleibt komplett an der Oberfläche, selbst, wenn ihre Kat im Strickpulli auf'm Sofa sitzt oder mit echter Freude ein Tänzchen mit einer Schülergruppe aufführt, um denen das Lernen zu erleichtern.

Ein Märchen auf großer Leinwand ist mir immer sehr willkommen, doch so ganz ohne Brüche kaufe ich es nicht. Eine Pop-Ikone ohne jeden Anklang von Zynismus? Ohne Abwehr-Mechanismen? Eine professionelle Sängerin, die nach einer herben Enttäuschung nicht auf die Bühne gehen und ihre Show abliefern kann, um danach im Backstage auszuflippen? Die in einer Ecke ihrer Loftwohnung eine kleine Yogamatte zu liegen hat, auf der sie brav ihre Übungen praktiziert? Und die mit der neuen Bekanntschaft unbescholten über menschenleere nächtliche Straßen spaziert, ohne kreischende Fans und Horden von Paparazzi? Come on!

In erster Linie scheint mir diese Romanze ein Vehikel zu sein, über das sich Jennifer Lopez - ähnlich wie ihrerzeit Barbra Streisand - als eine Persona bigger-than-life verkauft, die im Grunde ja auch nur ein Mensch ist wie du und ich. Daran mag was sein, und das mag es auch gern geben - doch als ein Märchen ohne jeden Realitätsbezug fehlt der eh schon absehbaren Geschichte allzu offensichtlich die Bodenhaftung. Salz und Pfeffer, bitte!

Wohlfühl-Romanze mit annähernd unerträglichem Kitschfaktor. Sie sind gewarnt.

cnm

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