STATT BERLINALE 2022

Freitag, 11. Februar 2022

Liebe BesucherInnen meiner homepage,

in diesen Tagen ist nicht viel los, es gibt etwa eineinhalb Wochen keine Pressevorführung - jedenfalls nicht für mich, da ich nicht Berlinale-akkreditiert bin. Ggf. steige ich nächstes Jahr ein.

Den kleinen Leerlauf nutze ich mit diesem Dokument, in dem ich einfach ein bisschen 'rumspinne, Gedanken fliegen lasse, etwas zum TV-Geschehen oder Netflix schreibe, oder nach meinen Möglichkeiten ein bisschen klugsch****.

Ich werde dieses Dokument immer weiter neu beschreiben, was bedeutet, dass Interessierte einfach von Zeit zu Zeit die homepage  besuchen und Neues entdecken können. Die neuesten Einträge werden jeweils zu oberst stehen.

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21.02.2022

TATORT DORTMUND: LIEBE MICH!

Regie: Torsten C. Fischer

Anne Schudt verabschiedet sich als Tatort Kommissarin Bönisch. Nach über 20 Einsätzen stirbt ihre Figur Bönisch. Selten war so viel intensives Drama in einem Tatort. Der Tod der Ermittlerin ist gut aufgezogen, schockierend unerwartet und richtig gut gespielt. Dennoch:

Für einen ordentlichen Krimi war mir das alles eine deutliche Spur zu zäh, zu breit, zu gemütlich. Einmal waren die Tatverdächtigen von Anfang an sonnenklar (und wozu schauen wir denn Krimis?!), außerdem wird die Spannungsschraube ab der Mitte des Krimis entschieden zu langsam angezogen. Ein bisschen mehr Stress und Druck darf schon sein im Ermittlerteam. Echte Highlights: Stefanie Reinsperger als Rosa, die entführt wird und eine Todesangst ausstehen muss sowie die späte Annäherung von Bönisch und Faber während ihrer letzten Stunden.


17.02.2022

Gewalt gegen Frauen ist immer wieder ein brennendes Thema, das in Zeiten pandemischer Isolation von Paaren und Familien noch zunahm. In der Netflix-Miniserie MAID flieht eine Frau mit ihrer kleinen Tochter vor dem Mann und sucht eine neue Möglichkeit zu leben. Diese Story ist nicht nur spannend und unterhaltsam, sondern bedrückend real: was machst du, wenn dich das Pech verfolgt, du aber deine Kleine um jeden Preis schützen willst? Der Mann in dieser Geschichte macht nämlich einen sehr lieben Eindruck, während er im Suff mit Gegenständen um sich schmeißt. Ergo hat sie keine blauen Flecke vorzuweisen (macht eine Anzeige unmöglich), lebt aber in Angst um sich und das Kind. Und ihre Mutter ist liebevoll aber durchgeknallt; auf sie ist kein Verlass. Und Kohle ist auch keine da, also muss die Mutter putzen gehen bei Leuten, für die sie ein Nichts ist.

Eine der besten Serien, die ich bislang auf Netflix gesehen habe. Allerdings braucht man dafür wirklich Nerven aus Stahl.


15. 02. 2022
Netflix: BROOKLYN NINE-NINE, Staffel 7 (die vorletzte)

M.E. hat die siebte Staffel kaum an Witz und Charme eingebüßt, sie ist mit Tempo und erwartungsgemäß albern erzählt. Die Comedy-Serie, die im Brooklyner Police Department spielt und ausnahmslos Beamte und -innen mit Ängsten, Spleens, extremer Faulheit, Dummheit, Wahnsinn & Genie präsentiert, stellt diesmal den Kinderwunsch der beiden führenden Figuren Jake und Amy in den Mittelpunkt. Traurig, traurig: die grandiose Synchronstimme des Captains Raymond Holt wechselt unverhofft; der Synchronsprecher Leon Boden verstarb im Jahr 2020 - R.I.P., und vielen Dank ihm!
Schmerzlich vermisse ich nach wie vor Gena (Chelsea Peretti), die Zynikerin in der Mannschaft. Mit ihr ist eine der besten Kräfte des Casts verloren gegangen. Trotz allem: eine starke Staffel.

 

DER SCHWARZWALD TATORT: SARAS GESTÄNDNIS

Ein Krimi wie ein endloser Sonntagsspaziergang. Gemütlicher geht's nimmer. Bei aller Liebe und Bewunderung für Frau Löbau.

Wir haben es hier mit einer Ansammlung von an sich soliden Einzelleistungen zu tun, die aber ein keiner Weise zu einem organischen Ganzen zusammengefügt wurden. Das betrifft jede einzelne Szene sowie den Hergang der Ermittlung als solcher. Regie- und Dramaturgiefehler!

Hier und da hätte der Schnitt noch was retten können, die Kamera noch was retten können, die Musik noch was retten können. Überall schlampert's und wackelt's deutlich. Auf allen Ebenen bastelt man vor sich hin und versäumt in Summe die Magie des Films.

 

13.02.2022

DER WUNDERBARE MR. ROGERS (USA 2019, R.: Marielle Heller, mit Tom Hanks) hatte es pandemiebedingt leider nicht in die Kinos geschafft. Erzählt wird die Begegnung zwischen einem zynischen Reporter und dem Fred Rogers (1928 - 2003), der ab den End-Sechziger Jahren mit der Kindersendung "Mr. Rogers' Neighborhood" einem breiten TV Publikum bekannt und sehr beliebt war. Der Journalist möchte das in Auftrag gegebene Porträt des lieben Fernseh-Onkels möglichst schnell mit ein paar Standardfragen abhandeln - doch Mr. Rogers überrascht ihn. Denn der bringt ihm echtes Interesse entgegen.

Diesen Film zu sehen, ist wie eine Therapie, wie eine Meditation über das, was im Leben zählt und was die meisten von uns - vom Leben und der Gesellschaft gehetzt und getrieben - nahezu gänzlich vergessen haben. Alles geht hier mit verblüffender Ruhe von statten, Rogers kommt nahezu wie ein Heiliger daher - und trotzdem sehen wir echte Menschlichkeit mit all ihren Brüchen. Ich kann nur jeden und jede ermuntern, sich diesen Film bei ausgeschalteter Elektronik zu gönnen; Sie werden sich danach - wenn auch nur für kurze Zeit - wie ausgewechselt fühlen!

Bei Sky als Stream abrufbar, auch günstig als DVD oder Blu Ray erhältlich.


12.02.2022

THE POWER OF THE DOG (von Jane Campion, 2021) ist hübsch anzusehen, aber eine schlimme Mogelpackung. Die Kamera suggeriert großes Kino wie in den besten Western, keine Frage. Der Cast ist vom Feinsten, da arbeiten die Fähigsten, und sie arbeiten gut - keine Frage. Mit Jonny Greenwood vertont einer der Innovativsten Komponisten, die es derzeit gibt, die Bilder. Aber das Buch ist annähernd linear und stagniert mit einer deprimierenden Konsequenz. Alles ist von Anfang an schlimm und bleibt es auch. Innerpsychische Entwicklungen der Figuren sind eher zu ahnen als wirklich zu verzeichnen. Und sehr schädlich: im Schneideraum hat man viel zu viele Szenen mit der - hier dann doch etwas anstrengenden - Musik von Greenwood regelrecht zugepflastert: es gibt zu wenig Stille, um den Zuschauenden die innere Chance zu lassen, selbst etwas zu empfinden. Großer Fehler! Als Fazit wiederhole ich mich: der Film ist Blendwerk wie aus dem Bilderbuch.
Zum direkten Vergleich empfehle ich (auch auf Netflix) THE DEVIL ALL THE TIME (Regie: Antonio Campos). Ebenfalls deprimierender Stoff, aber reich an Geschichten und Entwicklungen, und absolut stimmig vertont. Ganz andere Liga!


11.02.2022

Kürzlich entdeckte ich auf Netflix (DANKE an den Spender, der mir den Zugang ermöglicht hat!) die Serie ALL OF US ARE DEAD, eine südkoreanische Produktion, seit kurzem online.

Teens an einer Schule erleben eine Zombie-Epidemie ungekannten Ausmaßes. Weitestgehend sind sie in den Klassenräumen, Aulen und Speiseräumen gefangen und müssen sich immer wieder neue Überlebensstrategien einfallen lassen, weil sie von der Politik allein gelassen werden. Die Zombies sind schnell und sehr aggressiv.

Als Fan des Genres war ich natürlich neugierig und wurde nicht enttäuscht, im Gegenteil. Was man sich hier hat einfallen lassen, ist in verschiedener Hinsicht beachtlich. Hier gibt es beispielsweise sehr aufwendig choreografierte Massenhysterien, in denen - während einer langen Plansequenz - alles durcheinander stolpert, gebissen und sich verwandelt wird, dass ich's kaum glauben konnte. Die Figurenpsychologie steht nicht hintan, sie ist das Zentrum der Serie: ständig wird neu ausgelotet wie die Einzelnen zueinander stehen, wer mit wem sympathisiert, verfeindet ist, eifersüchtig oder verliebt - und das alles mit sehr lockeren, glaubwürdigen und teils sogar witzigen Dialogen.

Weitere Schauplätze und Charaktere aus Politik, Militär und Wissenschaft macht das Gesamtpaket abwechslungsreich und damit perfekt! Für Interessierte: die Serie beginnt ein wenig naiv, aber lassen Sie sich davon nur nicht irritieren - nicht umsonst war ALL OF US ARE DEAD schnell auf Platz 1 der Neuerscheinungen.

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