WAS TUN

Prinzip Hoffnung
WAS TUN 
☆☆
Filmstart: 03.03.2022 | FSK 12
Monika | ⓒ Kranz/Filmperlen


Deutschland 2020
Genre: Dokumentarfilm
Länge: gut 70 Min.
Regie: Michael Kranz
Buch: Michael Kranz
Mit: Michael Kranz, Jungen, Mädchen, Frauen und Männer aus dem Milieu der Zwangsprostitution
Kamera: Dirk Richard Heidinger
Schnitt: Stine Sonne Munch, Miriam Märk, Maria Wördemann
Musik: Vedanth Bharadwaj

In einer Doku über Zwangsprostitution sitzt eine 15jährige auf einem schäbigen Bett und stellt nach kurzen Innehalten die Fragen: "Gibt es keinen anderen Weg für uns Frauen als den des Leides? Gibt es überhaupt einen Weg? Wer kann mir diese Fragen beantworten?"
Den Schauspieler und Filmstudent Michael Kranz lassen diese eindringlichen Fragen für eine lange Zeit nicht los. Er überlegt, ob er als Einzelner etwas bewirken, etwas verändern kann. In persönlichen Gesprächen wird ihm weitestgehend davon abgeraten, sich einzumischen. Bis er es nicht mehr aushält und sich auf den Weg nach Bangladesch macht ("Aus guten Gründen nichts getan habe ich schon oft genug"). Hier sucht er die junge Frau und begegnet dabei verschiedenen Menschen, hört ihre Geschichten über den Teufelskreis, in den viele junge Frauen geraten: von der Straße weggelockt, misshandelt, zur Prostitution gezwungen und für immer aus der Gesellschaft ausgeschlossen, von der eigenen Familie geächtet.

Es ist schon absurd, dass es möglich ist, Frauen gegen ihren Willen zu "ehrlosen Frauen" zu machen, einfach, weil sie sich nicht wehren können. Jene, die sich allzu sehr wehren, die aussteigen wollen, können gnädigerweise in einer staatlichen Unterkunft, dem sog. Regierungsheim Obdach finden; das ähnelt allerdings vielmehr einem Knast. Kranz stellt Fragen, fühlt sich ein, spricht sogar mit Tätern (was das Erstaunlichste ist) - und findet letztlich einen Weg, konkret Hilfe zu leisten. Mit spontanen Spenden aus dem Freundes- und Bekanntenkreis errichtet er den Verein "Lilienfrau" und gibt den Frauen vor Ort damit einen Hoffnungsschimmer zurück.

Mit seinem Film erinnert Michael Kranz uns daran, dass Zuschauen und Mitfühlen auf Dauer nicht die alleinige Antwort auf Missstände sein kann, und dass es immer eine Möglichkeit gibt, sich einzumischen, etwas zu tun - jedem einzelnen Individuum. Und dass Ohnmacht letztlich bloß ein Wort ist.

cnm

WAS TUN hat beim deutschen Dokumentarfilmpreis 2021 den Förderpreis und den Publikumspreis gewonnen.

Übrigens ist inzwischen aus dem einen Hilfsprojekt ein zweites Haus für ausgegrenzte Frauen erwachsen. Das ist wirklich stark.

 

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