DIE AUSSPRACHE

DIE AUSSPRACHE
Originaltitel: Women Talking | Filmstart: 20 | FSK 12
Michelle McLeod, Sheila McCarthy, Liv McNeil, Jessie Buckley, Claire Foy, Kate Hallett, Rooney Mara, Judith Ivey FOTO: Michael Gibson.© 2022 Orion Releasing LLC.

USA 2022
Genre: Drama, Kammerspiel, Historisch
Länge: 105 Min.
Regie: Sarah Polley
Buch: Sarah Polley
Nach: Miriam Toews
Cast: Rooney Mara, Claire Foy, Jessie Buckley, Judith Ivey, Frances McDormand, Ben Whishaw u.a.
Kamera: Luc Montpellier
Schnitt: Christopher Donaldson, Roslyn Kalloo
Musik: Hildur Gudnadóttir

Dies ist die Verfilmung des auf Tatsachen beruhenden Romans von Miriam Towes (New York Times: Bestes Buch des Jahres 2018).
Während einer heimlich stattfindenden Konferenz in einer Scheune beraten sich die Frauen einer ländlichen Glaubensgemeinschaft, wie auf ihre aktuelle Notsituation zu reagieren sei. Seit einiger Zeit nahmen die gewalttätigen Übergriffe der Männer auf die Frauen signifikant zu, "Das schwache Geschlecht" berät sich nun und wägt die Alternativen ab: wollen sie gemeinschaftlich a) bleiben und verharren, b) bleiben und kämpfen oder c) die Gemeinschaft verlassen, einen autarken Neuanfang wagen? Einzig anwesender Mann (wenn auch nicht teilnehmender Diskutant) ist der zarte, leicht devote August, der mit den Frauen fühlt und gänzlich auf deren Seite steht.

Das gesellschaftspolitische Gewicht dieser Arbeit können wir nicht hoch genug wertschätzen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Belästigungsdebatte leistet der Film einen bemerkenswerten Beitrag: hier reden Frauen über Frauen. Sie diskutieren sehr ruhig über Rache, Vergebung, Emanzipation, Liebe, Schutzbedarfe und die Durchführbarkeit von grundlegenden Veränderungen bestehender Verhältnisse.

Auch cinéastisch glänzt Die Aussprache auf hohem Niveau: die Besetzung spricht für sich, die Bilder sind Kinoästhetik pur, die zarte, Country-eske Musik trifft den optimalen Ton. Kino für die große Leinwand, das war Teil der Vision der Regisseurin Polley bei diesem Projekt.

Meine Kritik: der kammerspielartige Charakter der Story hätte mit Leichtigkeit aufgebrochen werden können, hätte man die Frauen zunächst in ihrem Alltag gezeigt, also in Aktion. So sitzen sie von Anfang an im Halbdunkel zusammen und reden. Das wirkt zu Beginn recht steif und gestellt, gewinnt aber im Laufe des Films allmählich an Dynamik und Lebendigkeit. Gern möchte ich diese Arbeit ein zweites Mal anschauen, um sie besser wertschätzen zu können. 
 
Ungewöhnlicher, mutiger, fast schon solitärer Beitrag zur #me-too Debatte, im guten Sinne elitäres Kino, das allerdings auch ein wenig Geduld erfordert. Sehr sehenswert.

cnm

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