TÁR

TÁR ½☆☆
Filmstart: 23.02.2023 | FSK 12
Cate Blanchett | © 2022 Focus Features, LLC.


USA 2022
Genre: Drama
Länge: knapp 160 Min. (lange Film)
Regie: Todd Field
Buch: Todd Field
Cast: Cate Blanchett, Nina Hoss, Noémie Merlant, Adam Gopnik, Julian Glover, Mark Strong, Sophie Kauer, Allan Corduner, Zethphan Smith-Gneist u.v.m.
Kamera: Florian Hoffmeister
Schnitt: Monika Willi
Musik: Hildur Gudnadóttir

Lydia Tár, ein musikalisches Genie, ausgezeichnet mit allen renommierten Preisen, die frau begehren kann, Schützling von Bernstein, Komponistin, Dozentin... stolpert über ihre eigenen Füße. Gerade, als sie - endlich! - Mahlers 5. Sinfonie dirigieren soll, holen sie langsam aber sicher alte Fehler ein. Von denen sie natürlich nichts (mehr) wissen will. - So etwas passiert ja den meisten, aber bei Menschen im Rampenlicht der Öffentlichkeit ist das besonders spektakulär. Todd Field zeichnet mit seiner fiktiven Figur nicht nur das Zerbröseln einer hochbegabten Scheinheiligen, er deckt auch die Mechanismen des Musikbusiness auf, das - wie wohl jedes andere - vorwiegend auf Heuchelei, Korruption und Erpressung fußt. Cate Blanchett, als Schauspielerin ein Genie und darum alternativlos als Besetzung, wirft sich in die Rolle mit Haut und Haar; es ist ein bisschen, als würde man im Kinosessel von ihr aufgesogen. Doch die unterkühlte Aura der dargestellten Dirigentin sorgt dafür, dass wir gleichzeitig auf Abstand bleiben können.

Den Schnitt dieses sich aus der Masse heraushebenden Epos halte ich für kontraproduktiv breit. Allein die anfängliche Interviewszene dauert gefühlt eine halbe Sunde. Die große Kunst des filmischen Erzählens ist und bleibt m.E. die Kunst der Auslassung, der Komprimierung, der Ellipse. Ob seiner konsequenten Ausführlichkeit wird der Film ausgesprochen schwer konsumierbar, es ist anstrengend bzw. ermüdend, ihm zu folgen, der Film erscheint bedeutungsschwangerer als nötig gewesen wäre. Damit hinterlässt er im Positiven wie im Negativen bleibenden Eindruck.

Spektakulär gespieltes "Biopic" über eine sich verlierende Star-Dirigentin, das zwar schillernd einen entlarvenden Blick hinter die Kulissen des Musikgeschäfts bietet, für das man allerdings auch zwei bis drei Espressi intus haben sollte.

cnm 

Kommentare

Beliebte Posts der letzten 30 Tage

THE KILL ROOM

GELIEBTE KÖCHIN

THE ZONE OF INTEREST

LE PARADIS

DRIVE-AWAY DOLLS

MARIA MONTESSORI

GONDOLA

AMERICA

GREEN BORDER

RADICAL - EINE KLASSE FÜR SICH