MAIGRET
MAIGRET ★★★★★☆
Filmstart: 30.03.2023 | FSK 12
Frankreich 2022
Genre: KriminalfilmLänge: 88 Min.
Regie: Patrice Leconte
Buch: Jérôme Tonnerre, Patrice Leconte
Buch: Jérôme Tonnerre, Patrice Leconte
Nach: Georges Simenon
Cast: Gérard Depardieu, Jade Labeste, Mélanie Bernier, Aurore Clément, Hervé Pierre, Clara Antoons, Pierre Moure, Bertrand Poncet, Anne Loiret, Elizabeth Bourgine, Philippe du Janérand
Kamera: Yves Angelo
Kamera: Yves Angelo
Bühne: Loïc Chavanon
Kostüm: Annie Périer Schnitt: Joëlle Hache
Musik: Bruno Coulais
Kommissar Maigret, literarische und filmische Institution aus der Feder Georges Simenons', hat wieder zu ermitteln. Im Paris der 50er, einer kalten und unbarmherzigen Stadt, schleicht eine verängstigte, schmale Frau in eine Haute-Couture-Boutique, um ein edles Kleid abzuholen. Schon bei der Anprobe wird einem mulmig. Wenig später liegt die Leiche der Armen blutverschmiert irgendwo in den nächtlichen Straßen. Was ist passiert? Maigret geht den Fall mit der für ihn typischen Ruhe und Nachdenklichkeit an. Niemand scheint die Dame zu kennen, und die, die ihr kurz begegneten, erinnern sich voller Mitleid an sie. Schon wir Zuschauenden kriegen bald mit: nicht jedem/jeder Befragten kann man jedes Wort glauben!
Peu a peu wird der Kommissar den Fall entblättern, kleinste Indizien interpretieren, immer seiner Intuition folgend. Der Fall triggert ihn, erinnert ihn an einen pesönlichen Velust, vestärkt seine Melancholie - mindert aber nicht sein Gespür für die richtige Fährte.
Der Fall für sich genommen ist offen gesagt bei weitem nicht der Spannendste. Da ist wenig Adrenalin und wenig thrill. Dennoch fand ich den Krimi hervorragend, weil er mit großer Hingabe, Nonchalance und filmischer Eleganz umgesetzt wurde. Mit anderen Worten: dies ist ein Film für Cinéasten! Alles hieran ist pure filmische Lust. Die Bühnenbilder leben, sind satt ausgestattet mit staubigem Décor, von den Autos kann man einfach nur träumen, die Lichtsetzung ist so sparsam, dass man ins Bild hineinkriechen möchte, wie magisch angezogen wird (wie bei einem fesselnden Buch). Das alles wird vereint durch ein selten so gesehenen Zusammenspiel von Kamera und Schnitt: eine hypnotische Mischung aus vage suchender Handkamera, Stativaufnahmen, kleinen Fahrten, langen Brennweiten, Vogelperspektiven... es ist beinah', als wäre die Bildsprache in Einklang mit dem Ermittler in eine leise Verunsicherung geraten. Und - muss man es erwähnen? - Depardieu passt sich in diesen Rahmen und in seine Rolle ein wie in einen Maßanzug, begleitet von einem kongenialen Cast. Und wie als Sahnehäubchen untermalt Bruno Coulais die Geschichte mit einem so gefühl- wie effektvollen Score, der mich sofort an den Star der Branche, Alexandre Desplat, denken lässt.
Alle, die auf leise, feine Töne, auf Präzision und Nuancen stehen, auf das Handwerk Film in nobler Ausführung also, sind angehalten, diese Arbeit auf größtmöglicher Leinwand zu genießen!
cnm
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