SPARTA
SPARTA ★★★★★☆
Filmstart: 18.05.2023 | FSK 16
Österreich, Deutschland, Frankreich 2022
Genre: DramaLänge: 99 Min.
Regie: Ulrich Seidl
Buch: Ulrich Seidl, Veronika Franz
Buch: Ulrich Seidl, Veronika Franz
Cast: Georg Friedrich, Florentina Elena Pop, Hans-Michael Rehberg, Marius Ignat, Octavian Nicolae Cocis u.a.
Kamera: Wolfgang Thaler, Serafin Spitzer
Schnitt: Monika Willi, Andrea Wagner
Kamera: Wolfgang Thaler, Serafin Spitzer
Schnitt: Monika Willi, Andrea Wagner
Sein Leben, so wie es ist, kotzt Ewald an. Eine routinierte Ödnis inclusive unkommunikativem Job nebst Beziehung, bei der er langsam vor sich hin dämmert und eingeht, das kann es nicht gewesen sein. Er macht mit seiner Freundin Schluss und folgt dem Impuls, etwas verändern, etwas besser machen zu wollen. Also gurkt er durch Rumänien und schaut sich nach einem passenden Ort um, an dem er Kindern Struktur, Beschäftigung, Zugehörigkeit, ein Sinngefühl geben kann. In einer alten Schulbaracke findet er diesen Ort und legt gleich los, mit den Kids, die nach und nach eintrudeln, den Ort zu einem lebenswerten umzubauen. Aus dem Gebäude wird bald eine Art Fort, die Kinder fühlen sich hier wohl. - Dass Ewald währenddessen permanent seine innersten Impulse zu unterdrücken hat, ahnt zunächst niemand.
Dieser Film schmeichelt nicht, nicht seinen Figuren und nicht dem Publikum. Er ist anstrengend zu schauen; eine Mischung aus Alltäglichem und der Furcht vor dem, was da einbrechen mag. Ausnahmeregisseur Ulrich Seidl setzt weitgehend Totalen ein, in denen die Menschen frei agieren können. Trotz dieses Abstands oder vielleicht gerade durch ihn beobachten wir das Geschehen sehr genau. Seidl nimmt sich eines Themas an, das er bis dato unbedingt ausklammern wollte. Ihm ist ein Narrativ gelungen ohne das erwartbare Schwarzweiß, aber auch ohne Verharmlosung. Seidl hat einfach einen neuen Aspekt aufgemacht, der erstaunt und die Kontroverse provoziert. - Ich habe mich beim Sichten innerlich gewunden und gegen den Film gewehrt, um gegen Ende eine Überraschung zu erleben.
Sparta gehört ohne Frage zu den wichtigen Filmen des Jahres, weil er unser Denken und Fühlen angreift und es zugleich anstachelt, belebt. Das ist mutig, das ist stark.
cnm
Sparta ist der zweite Teil im Rahmen eines Diptychons über zwei Brüder im Kampf mit der eigenen Identität.
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