ANATOMIE EINES FALLS

ANATOMIE EINES FALLS ★★★★★
Originaltitel: Anatomie d'une chute | Filmstart: 02.11.2023 | FSK 12
© LesFilmsPelleas/LesFilmsDePierre



Frankreich 2023

Genre: Gerichtsdrama, Drama
Länge: 150 Min. (langer Film)
Regie: Justine Triet
Buch: Justine Triet, Arthur Harari
Cast: Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado Graner, Antoine Reinartz, Samuel Theis, Jehnny Beth, Saadia Bentaïeb u.a.
Kamera: Simon Beaufils
Schnitt: Laurent Sénéchal

Ein Mann liegt tot im Schnee. Urplötzlich. Niemand hätte damit rechnen können, nichts hatte darauf hin gewiesen. Sein Haus, das Haus, vor dem er da liegt, steht verlassen und friedlich in den französischen Alpen. Lediglich seine Ehefrau - die Autorin Sandra Voyter, die kurz zuvor noch ein Interview gab, war in der Nähe, und als der sehbehinderte Sohn von einem Spaziergang nachhause kommt, findet er den Toten. Alle sind schockiert. Und natürlich steht die Frau unter Tatverdacht. Was ist geschehen? War es ein Unfall, Mord oder Selbstmord? Im folgenden Prozess wird diesen Fragen akribisch und minutiös nachgegangen.

Anatomie eines Falls ist tatsächlich ein Ausnahmefilm. So nüchtern, detailreich und staubtrocken, wie die Hergänge hier dargestellt werden, könnte man befürchten, die Fallschilderung sei gähnend öde. Doch dem ist nicht so. Mutig und mit beredter Präzision kniet sich die Regisseurin in jedes für die Figuren (und auch für uns) quälend knifflige Detail, die zähen Beweisaufnahmen, die dunklen und stillen Momente des Zweifels und des Verdachts, des Hoffens und Bangens und seziert gleichzeitig die Fallstricke einer heutigen, komplex-komplizierten Beziehung zwischen Mann und Frau. Die Spannung entsteht dabei vor allem durch den eigenen Versuch einer richtigen Deutung: kann ich, will ich Sandra glauben, was sie sagt? Welcher Hergang der Ereignisse ist der für mich wahrscheinlichste? Vermutlich ist selten ein Gerichts- bzw. ein Kriminalfilm so nah an reale Ermittlungen herangekommen wie hier.

Dass die Tatverdächtige von Sandra Hüller dargestellt wird, ist selbstredend ein großer Glücksfall für den Film. Ihr Spiel ist wie immer makellos und vollkommen authentisch - und erfreulicherweise auf Augenhöhe mit dem restlichen Cast. Ein Genrefilm für Feinschmecker!

cnm 

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