INGEBORG BACHMANN - REISE IN DIE WÜSTE
INGEBORG BACHMANN - REISE IN DIE WÜSTE
★★★★½☆
★★★★½☆
Filmstart: 19.10.2023 | FSK 0
Schweiz, Österreich, Deutschland, Luxemburg 2023
Länge: 110 Min.
Regie: Margarethe von Trotta
Buch: Margarethe von Trotta
Buch: Margarethe von Trotta
Cast: Vicky Krieps, Ronald Zehrfeld, Tobias Resch, Basil Eidenbenz u.a.
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Hansjörg Weissbrich
Musik: André Mergenthaler
Kamera: Martin Gschlacht
Schnitt: Hansjörg Weissbrich
Musik: André Mergenthaler
Margarethe von Trotta widmet sich in ihrem neuesten Film - nach Rosa Luxemburg und Hannah Arendt - wieder einer prominenten Persönlichkeit, diesmal der Lyrikerin und Prosaschriftstellerin Ingeborg Bachmann, die 1973 tragisch mit 47 Jahren verstarb. Seit 1977 wird alljährlich der nach ihr benannte Preis in Klagenfurt an schriftstellerische Talente verliehen. Von Trotta nimmt aber nicht deren gesamten Lebenslauf ins Blickfeld, sondern die vier Jahre, in denen Bachmann mit Max Frisch liiert war. Sie zeigt sehr deutlich die Ambivalenz zwischen romantischer Liebe und einem rasch zunehmenden Nähe-Distanz-Konflikt. Die Tatsache, dass es sich in jenen Jahren um Mann vs. Frau, Talent vs. Talent, Besitzanspruch vs. Freiheitsdrang handelte, wird alles Ungemach befeuert haben.
Meiner Einschätzung nach ist das Erhabene an dieser Arbeit dem Zusammentreffen einer brillanten Regisseurin mit größtem Respekt vor der Portraitierten (Von Trotta: "Es bleibt ja doch immer
nur eine Annäherung, ich würde nie behaupten wollen, eine Person in all ihren Verästelungen
und Widersprüchen ergründen und darstellen zu können") und der Empathiefähigkeit von Vicky Krieps zu verdanken. Das entstehende Bild ist das einer ätherischen, undurchdringlichen und sanften Frau, die zugleich eine starke Sehnsucht nach größtmöglicher Autarkie und Bewegungsspielraum durchsetzt.
Die Bildsprache und musikalische Begleitung sind vom Feinsten, der auf der Zeitlinie pendelnde Schnitt vermittelt eine Persönlichkeit, die in ihrem Bewusstsein zu jeder Zeit an jedem Ort gleichzeitig zu sein schien - doch letztlich... haben wir es hier wohl mit einem seltenen magischen Moment zu tun, der sich in cinéastischen Parametern nicht erfassen lässt, und der selbst literarische Qualitäten besitzt.
Die Bildsprache und musikalische Begleitung sind vom Feinsten, der auf der Zeitlinie pendelnde Schnitt vermittelt eine Persönlichkeit, die in ihrem Bewusstsein zu jeder Zeit an jedem Ort gleichzeitig zu sein schien - doch letztlich... haben wir es hier wohl mit einem seltenen magischen Moment zu tun, der sich in cinéastischen Parametern nicht erfassen lässt, und der selbst literarische Qualitäten besitzt.
Eigenwilliges und starkes Porträt einer komplexen Künstlerpersönlichkeit, das bei mir trotz seines stillen Duktus' einen größeren Nachhall erzeugt hat.
cnm
Ähnlich beeindruckend: 3 Tage in Quiberon (2018, R.: Emily Atef)
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