THE LESSON
THE LESSON ★★★★☆☆
Filmstart: 26.10.2023 | FSK 12
Deutschland, Großbritannien 2023
Länge: 103 Min.
Regie: Alice Troughton
Buch: Alex MacKeith
Buch: Alex MacKeith
Cast: Daryl McCormack, Richard E. Grant, Julie Delpy, Stephen McMillan, Crispin Letts, Tomas Spencer
Kamera: Anna Patarakina
Schnitt: Paulo Pandolpho
Musik: Isobel Waller-Bridge
Kamera: Anna Patarakina
Schnitt: Paulo Pandolpho
Musik: Isobel Waller-Bridge
Der noch sehr junge Literaturwissenschaftler und angehende Autor Liam erhält einen prestigereichen Auftrag: er soll den Sohn eines von ihm sehr verehrten Starautoren - J.M. Sinclair - in dessen Haus auf die Uni vorbereiten. Der verwöhnte und störrische Bertie ist jedoch nur schwer zugänglich, und Liam trägt natürlich Samthandschuhe, weil er nicht ins Fettnäpfchen treten will. Aus der unterkühlten Ehefrau des Auftraggebers wird er auch nicht ganz schlau. Offenbar ist hier so etwas wie eine vertraute Beziehung, ein quasifamiliäres Band angestrebt, doch der allgemeine Umgangston bleibt distinguiert-kühl. Im Laufe der gemeinsamen Zeit wird der Gast allerdings einigen dunklen Geheimnissen auf die Spur kommen, womit sich die privilegierte Situation in eine hochgefährliche wandelt.
Distinguiert ist auch die Machart des Films: durchweg dient klassische Musik als atmosphärische Untermalung (die auch zum Essen meist vom Patriarch nach einer Schein-Abstimmung mit der Familie aufgelegt wird), die filmische Umsetzung ist vom Feinsten (für ein Quasi-Kammerspiel an ein- und demselben Ort mit etwa vier Personen ist das auch unerlässlich), der Cast kann sich sehen lassen. - Doch obwohl das Grundkonstrukt der Geschichte grundsolide ist und einen packenden Thriller verspricht, schmälert der Inszenierungsstil das Vergnügen deutlich. Die Figuren (am meisten die Ehefrau, gespielt von der eigentlich genialen Julie Delpy) wirken oft wie erstarrt bzw. tot, ihre psychologische Dimension dadurch arm um nicht zu sagen flach. Dieser eine wichtige Aspekt trocknet den Thriller m.E. irgendwann aus und beraubt ihn trotz aller Schauwerte seines eigentlichen Potenzials.
Zusammengefasst: cooler, minimalistischer Thriller, top besetzt und visuell stark, krankt letztlich am geringen Erzähltempo und fehlender Komplexität seiner Figuren. Trotz dieser Mankos kann man ihn sich durchaus im Kino - gewissermaßen als ästhetisches Erlebnis - ansehen.
cnm
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