DIE UNBEUGSAMEN 2 - GUTEN MORGEN, IHR SCHÖNEN!

DIE UNBEUGSAMEN 2 - GUTEN MORGEN, IHR SCHÖNEN!
★★★★★☆

Filmstart: 29.08.2024 | FSK 6

 © Majestic / Deutsche Fotothek / Fotograf: Gerhard Weber, ca. 1975

Deutschland 2024

Genre: Dokumentation
Länge: 104 Min.

Regie: Torsten Körner
Buch: Torsten Körner

Vor der Kamera: Amrei Bauer, Kerstin Bienert, Anke Feuchtenberger, Marina Grasse, Brunhilde Hanke, Katja Lange-Müller, Annette Leo, Solveig Leo, Barbara Mädler, Ulrike Poppe, Tina Powileit, Katrin Sass, Katrin Seyfarth, Gabriele Stötzer, Doris Ziegler
Kamera: Anne Misselwitz
Schnitt: Sandra Brandl
Musik: Cassis B. Staudt

Mit seinem Dokumentarfilm-Hit Die Unbeugsamen (2019) setzte Regisseur Torsten Körner den Politikerin- nen der Bonner Republik und ihrem Kampf um politische Teilhabe ein filmisches Denkmal. Nun richtet er mit der Fortsetzung Die Unbeugsamen 2 - Guten Morgen, Ihr Schönen! seinen Blick auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs und zeichnet ein vielschichtiges Gruppenporträt ostdeutscher Frauen aus den verschiedensten Gesellschaftsbereichen der DDR. Fünfzehn Frauen erzählen, wie auch im Land der staatlich verordneten Gleichberechtigung trotzdem das Patriarchat regierte und schaffen damit einen enttarnenden Einblick in die Geschlechterbeziehungen im Arbeiter- und Bauernstaat. Der Film gibt den Lebensleistungen der ostdeutschen Frauen und ihrem Kampf um Chancengleichheit eine fesselnde Bühne. 

Wenn es in der globalisierten Welt heißt: "Du kannst arbeiten, wo immer du willst", heißt das gleichzeitig auch: "Du musst zu arbeiten bereit sein, wo immer der Markt es von dir verlangt". Dies als Beispiel dafür, dass ein und derselbe Sachverhalt meist aus mehr als einer Perspektive gesehen werden kann. So verhielt es sich selbstredend auch mit den Frauen in der DDR. Diese durften hier nicht arbeiten, sie mussten es! Eine Frau, die "nur" Hausfrau war, galt im Grunde schon als asozial. Gleichzeitig wurde der Mann mit einem Geniekult bedacht, das Patriarchat war lebendig, als hätten die 1950er nie aufgehört. Und die liebe Omi war besonders geknechtet, war sie doch eine selbstverständlich dienende Instanz, die natürlich keines Lohns neben dem Dank ihrer Familie bedurfte, welcher sich einmal jährlich in einem Blumenstrauß oder einem gedeckten Tisch äußerte.

Dies sind einige der vielen Aspekte, Analysen und Lebenserfahrungen, die wir in diesem geschickten Zusammenschnitt aus sehr persönlichen Interviews mit den Interviewten zu hören bekommen. Dieser ist so wundervoll zusammengestellt, dass ich noch Stunden hätte zuhören mögen. Über all dem mag das Zitat stehen: wenn wir heute nicht aktiv sind, leben wir morgen wie vorgestern". Eine Aussage, die heute wieder brennend aktuell ist.

Ich hoffe sehr, dass dem zweiten mindestens noch ein dritter Teil folgen wird. Die Unbeugsamen 2 ist erhellend, hörens- und erlebenswert, bei weitem nicht nur für Feministen.

cnm