LORIOTS GROSSE ZEICHENTRICKREVUE

LORIOTS GROSSE TRICKFILMREVUE ★★★★☆☆
Filmstart: 20.04.2023 | FSK -
© Studio Loriot



Deutschland 2023
Genre: Animation, Humor
Länge: rund 80 Min.
Regie: Peter Geyer, Loriot
Buch: Loriot
Stimmen: Loriot

Vicco von Bülow - hinlänglich bekannt als Loriot (*1923, †2011) - war einer der prägenden, wenn nicht der prägende Humorist seiner Zeit. Bekannt wurde er vor allem durch eine Fernsehreihe ("Loriot"), in der sich, von ihm selbst distinguiert-ironisch moderiert, gespielte Sketche mit Tricksequenzen abwechselten. So wie er in den meisten Spielszenen die unterschiedlichsten Rollen selbst übernahm, synchronisierte er auch beinahe sämtliche Figuren in seinen Trickfilmen. Diese Sequenzen wurden anlässlich seines hundertsten Geburtstags digitalisiert, aufwändig restauriert / teils sogar neu gezeichnet (!) und zu einem Langfilm verbunden.

Zur Form. Es ist verblüffend, wie wenig der große Aufwand, der für diesen Film gemacht wurde, ins Auge fällt. Was bedeutet, dass die Arbeit höchst liebevoll und originalgetreu vorgenommen wurde. Die Farbpalette wirkt in keiner Weise aufgepeppt, ist aber klar und bestens optimal abgestimmt (also den Originalen entsprechend), die Bilder sind gestochen scharf (4K), was sich besonders auf der Kinoleinwand auszahlt. Die Abfolge der ausgewählten Sequenzen wirkt organisch und kurzweilig (siehe Auflistung unten).

Zum Inhalt. Über Humor lässt sich immer streiten, und das Humorverständnis hat sich mit den Jahrzehnten stark verändert. Für jene, die mit Loriot großgeworden sind (wie mich), ist es ein erfreuliches Wiedersehen, eine angenehm sentimentale Angelegenheit, die ggf. sogar noch ein paar noch nie gesehene Momente bereithält.
Fürs jüngere Publikum, dem der Humorist (ich wage nicht, das Wort Komiker zu benutzen) ggf. gänzlich unbekannt ist, könnte die Zusammenstellung zumindest eine interessante Studie sein über das, was vor ihrer Zeit für komisch befunden wurde. Auffallend ist die ausgesuchte, beinahe gestelzte Sprache im Vergleich zu heutigen Formaten, zeitlos jedoch scheint mir die Präzision, mit der Loriot die Umständlichkeit und Bigotterie der Nachkriegsgeneration entlarvte, in der wohlanständig aneinander vorbei geredet wird. Man könnte dieses Prinzip sehr gut auf das heutige Gewese um's korrekte Gendern anwenden! Loriot hätte da viel Stoff gefunden.

Vergnügliche 80 Minuten - sei's aus Nostalgie oder Neugier. Einmal zumindest sollte mensch das gesehen haben.

cnm
  



Die einzelnen Titel:

Farbfernsehen (1967/2023)
Fernsehansagerin (1969/2023), gesprochen von Roswitha Roszak
Studiointerview (1976/2023)
Der Hasenbrüter (1970/2023)
Kaninchen (1968/2023)
Die Volksdroge (1969/2023)
Der Vampir (1971/2023)
Mainzelfrau (1972/2023)
Postleitzahlen (1993/2023)
Comedian Harmonists (1976/2023), gesungen von Ari Leschnikoff (Erster Tenor), Erich A. Collin (Zweiter Tenor), Harry Frommermann (Tenorbuffo), Roman Cycowski (Bariton), Robert Biberti (Bass) und Erwin Bootz (Klavier)
Der Kunstpfeifer (1972/2023)
Auf der Rennbahn (1972/2023), geschrieben von Wilhelm Bendow, gesprochen von Wilhelm Bendow und Franz-Otto Krüger
Humor und Wirtschaftskrise (1967/2023)
Der sprechende Hund (1977/2023)
Sollen Hunde fernsehen? (1967/2023)
Das Deutsche Hausschwein (1969/2023)
Das Frühstücksei (1977/2023)
Der Pianist (1970/2023)
Feierabend (1977/2023)
Knabenchor (1970/2023)
Fernsehabend (1977/2023)
Mondgestein (1969/2023)
Die Nudelkrise (1968/2023)
Schnittbohnen (1971/2023)
Die Deutschlandfrage (1968/2023)
Der Staatsmann (1970/2023)
Herren im Bad (1978/2023)
Der Familienbenutzer (1978/2023)
Advent (1969/2023)
Helmut Schmidt (1992/2023), mit Helmut Schmidt
Big Band (1972/2023)

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