FLOW

FLOW ★★★★★
Start: 06.03.2025 | FSK 6
© MFA+ Filmdistribution



Lettland, Frankreich, Belgien 2024

Genre: Animation
Länge: 85 Min.
Regie: Gints Zilbalodis
Buch: Gints Zilbalodis, Matīss Kaža
Kamera: Gints Zilbalodis
Animation und visuelle Effekte: Léo Silly Pelissier, Pierre Mousquet
Schnitt: Gints Zilbalodis
Musik: Rihards Zalupe

Eine kleine Katze flieht vor einer unverhofft anrollenden  Flut, die ihr und anderen Landtieren auf unbestimmte Zeit den Lebensarum nimmt, und rettet sich auf ein Segelboot. Nach und nach gesellen sich andere Tiere dazu, Schutz suchend, einander fremd und skeptisch beäugend. Während ihrer zu bestehenden Abenteuer müssen sie lernen, einander zu schonen und vielleicht sogar zu unterstützen. Sie können nicht sprechen und verstehen sich doch, in dieser überfluteten Welt ohne Menschen. Die schlaue Katze, ein eitles, diebisches Äffchen, ein gutmütig-verspielter Hund, ein stolzer Sekretärvogel und ein schläfriges Wasserschwein. So unterschiedlich sie in ihren Charakteren und Bedürfnissen sind – im entscheidenden Moment rücken sie zusammen.

Flow ist ein seltenes Faszinosum, und zwar auf mehreren Ebenen. Einer der entscheidenden Aspekte ist die hoch kreative Kameraarbeit, die nämlich einer Steadycam gleich ständig in Bewegung ist, so dass wir als Zuschauende quasi mit den Tieren durch ihr Abenteuer rauschen, wie auf Schulterhöhe und Natur wie Geschehnissen direkt ausgesetzt, sei es auf dem Land, in der Luft oder unter Wasser. Seele bekommt die Geschichte dann durch die unterschiedlichen Tiere mit ihren unverwechselbaren Charakterzügen: neugierig, naiv, abgeklärt, faul, hyperaktiv, arrogant, tollpatschig, gierig, falsch, gutmütig, nobel... Ein tierischer Mikrokosmos als Spiegel der Gesellschaft! Hier können Groß und Klein mitfiebern, sich identifizieren (wohl am ehesten mit der Protagonistin Katze), kichern, grollen... mit permanent leicht erhöhtem Puls.

Kleines Minus (eher als Randnotiz) ist die Oberflächenstruktur der Tiere, die eher skizzenhaft, wie nicht-zu-Ende-gerechnet aussieht. Das kann einer Budgetfrage geschuldet sein oder eine bewusste Entscheidung. Mir wären leicht differenziertere Fell-, Feder- oder Schuppenstrukturen willkommener gewesen.

Wieder zum Positiven: weiterer "Star" der Produktion sind die Kulissen in Vielfalt, Farb- und Lichtgestaltung. Ich konnte nicht anders als augenblicklich eintauchen in diese Welten, deren Charme sich aus dem Widerspruch zwischen existenziellem Überlebenskampf einerseits und der Romantik wilder Natur, gigantischer Statuen und Ruinen und dem alten Boot, das kurzzeitig Asyl gewährt, ergibt.  Auch der dramaturgische Bogen auf klugen 85 Minuten ist m.E. perfekt. Anfang und Ende geben sich die Hand, ergeben einen Sinn, ein gutes Gefühl im Bauch und transportieren eine relevante Botschaft. Das ist meisterlich gelungen!

Flow erhielt das Prädikat besonders wertvoll und den Oscar® als bester Animationsfilm im Jahr 2025, bei harter Konkurrenz - und zu Recht! Dieses erzählerische und ästhetische Unikat sollte auf großer Leinwand genossen werden.

cnm 

Weitere Ehrungen:
Golden Globe und Europäischer Filmpreis als bester Film / Animation

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