FÜR IMMER HIER

FÜR IMMER HIER ★★★★★
Originaltitel: Ainda Estou Aqui / I'm still here | Start: 13.03.2025 | FSK 6
Ernst schauen? Kommt nicht in Frage! | © Alile Onawale, VideoFilms, DCM



Brasilien, Frankreich 2024

Genre: Drama, wahre Geschichte
Länge: 135 Min. (langer Film)
Regie: Walter Salles
Buch: Murilo Hauser, Heitor Lorega
Nach dem Buch von Marcelo Rubens Paiva
Casting: Letitia Naveira
Cast: Fernanda Torres, Fernanda Montenegro, Selton Mello, Valentina Herszage, Luiza Kozovski, Maria Manoella, Marjorie Estiano, Bárbara Luz, Cora Mora, Gabriela Carneiro de Cunha, Olivia Torres, Guilherme Silveira u.a.
Kamera: Adrian Teijido
Schnitt: Affonso Gonçalves
Musik: Warren Ellis

Rio de Janeiro, zu Beginn der 1970er Jahre. Brasilien befindet sich im festen Griff einer Militärdiktatur. Vater Rubens, Mutter Eunice und ihre fünf Kinder wohnen in einem gemieteten Haus am Strand, dessen Türen stets für Freunde offen stehen. Die Zuneigung und der Humor, den sie alle gemein haben, sind eine ganz eigene, subtile Form des Widerstands gegen die im Land herrschende Unterdrückung und die stets angespannte Stimmung. Eines Tages werden sie Opfer eines gewalttätigen willkürlichen Übergriffs, der ihr Leben für immer verändern wird. Nach dem ist Eunice gezwungen, sich neu zu erfinden und eine neue Zukunft für sich und ihre Kinder zu gestalten. Basierend auf Marcelo Rubens Paivas Memoiren.

Regisseur Walter Salles war mit der Familie, von der er hier erzählt, in den 1960ern eng vertraut und erlebte persönlich, was für sie gelebte Freiheit gegen die Militärdiktatur bedeutete: immer offene Türen für alle möglichen Freunde, keine Angst zeigen, Inklusion vorleben. Das damit einhergehende Risiko wurde in Kauf genommen. Das Schreckliche, was geschah, wird hier exemplarisch für ein ganzes traumatisiertes Land erzählt, und zwar (zwingend, wie ich finde) aus Perspektive der Mutter, die sich eisern weigerte, einem Opfer-Narrativ zu folgen. Und eben das macht sie zur stillen, aufrechten Heroin. Da sind Momente in diesem Film, die einem fast den Atem stocken lassen, weil so vieles über so lange Zeit unausgesprochen bleibt - von dem wir allerdings wissen. Das ist erschütternd, niederschmetternd und gleichzeitig erhaben, weil der Film erzählt, wie Widerstand unter schwersten Bedingungen aussehen kann.

Salles leistet mit seiner Geschichte, die er mit seinem hochkarätigen Cast beseelter nicht hätte erzählen können, einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung eines dunklen, verschwiegenen Kapitels in der Geschichte Brasiliens - und fordert uns zugleich auf, wachsam zu bleiben. Ein Film mit enormem Nachhall.

cnm 

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