GAGARIN - EINMAL SCHWERELOS UND ZURÜCK

GAGARIN - EINMAL SCHWERELOS UND ZURÜCK
★★★★★★
Originaltitel: Gagarine | Filmstart: 15.08.2024 | FSK 12
Alséni Bathily | © Film Kino Text



Frankreich 2020
Genre: Drama
Länge: 97 Min.
Regie: Fanny Liatard, Jérémy Trouilh (Debüt)
Buch: Fanny Liatard, Jérémy Trouilh, Benjamin Charbit
Casting: Judith Chalier
Cast: Alséni Bathily, Lyna Khoudri, Jamil McCraven, Finnegan Oldfield, Farida Rahouadj, Denis Lavant, César "Alex"Ciurar u.v.m.
Kamera: Victor Seguin
Schnitt: Daniel Darmon
Musik: Amine Bouhafa, Sacha Galperine, Evgueni Galperine

Youri ist die gute Seele einer Sozialbausiedlung Gagarin am Rande von Paris. Ohne jemals sein Viertel verlassen zu haben, träumt er davon, Astronaut zu werden und fremde Welten zu entdecken. Als Pläne zum Abriss der Siedlung durchsickern, beschließt Youri, gemeinsam mit seinen Freund*innen Diana und Houssam, Gagarin zu retten. Nach und nach muss die gesamte Nachbarschaft das Viertel verlassen. Wie in einem Raumschiff ist Youri schließlich der letzte Mensch in der Anlage, die wie ein sterbendes Tier da liegt. Während der Abriss unaufhaltsam näher rückt, ist sein Wille ungebrochen, seine Mission wie einen Parabelflug zu beenden.

In ihrem Spielfilmdebüt verweben Fanny Liatard und Jérémy Trouilh so viele Aspekte einer Geschichte derart geschickt und kunstvoll miteinander, dass die Erzählung eine berauschende Wirkung hat. Da sind die Solidargemeinschaft zwischen den MieterInnen, die Kraft des Individuums mit einem unbezwingbaren Traum, die Hackordnung und Frontenbildung zwischen einzelnen Gruppierungen vor Ort, die traumgleiche Introspektive eines Liebenden bzw. das Glück zweier frisch Verliebter. Das alles wird organisch zusammengeführt und so klar und schnörkellos (und doch auch poetisch) inszeniert, dass der Film fast schon dokumentarischen Charakter hat. Die BewohnerInnen werden zum Spiegel einer ungleichen Gesellschaft, das große Gebäude zum vielgesichtigen Symbol für die Welt, Heimat, Vertreibung.

Gagarin - Einmal schwerelos und zurück wirkt wie ein Requiem für eine Ära, für eine Gemeinschaft, für das Gebäude selbst, ist gnadenlos poetisch ohne auch nur einen Hauch von Kitsch. Diese brillante Arbeit lege ich Ihnen mit aller Überzeugung ans Herz!

cnm 

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