WARFARE

WARFARE ★★★☆☆☆
Start: 17.04.2025 | FSK 16
© Leonine



Großbritannien, USA 2025

Genre: Kriegsfilm
Länge: 96 Min.
Regie: Alex Garland, Ray Mendoza
Buch: Ray Mendoza, Alex Garland
Casting: Kharmel Cochrane, Rose Powell
Cast: D'Pharaoh Woon-A-Tai, Cosmo Jarvis, Will Poulter, Charles Melton, Joseph Quinn, Kit Connor, Taylor John Smith, Michael Gandolfini, Adain Bradley, Noah Centineo, Henry Zaga, Finn Bennett, Alex Brockdorff, Evan Holtzman, Aaron Mackenzie, Joe Macaulay, Laurie Duncan u.a.
Kamera: David J. Thompson
Schnitt: Fin Oates

19. November 2006, Irak – Ein Platoon junger Navy Seals hat das Haus einer irakischen Familie besetzt, um ein aufständisches Gebiet abzusichern. Zuerst läuft alles nach Plan. Sie halten die Bewohner in Schach und verteilen sich in dem zweistöckigen Gebäude, um die Umgebung zu beobachten. Als sie eine bewaffnete Gruppe Männer bemerken, ist es jedoch bereits zu spät: Eine Granate explodiert im Haus, kurz darauf detoniert eine Bombe, und zwei Soldaten werden schwer verletzt. Gefangen in dem Haus geht es für die jungen Männer ab jetzt nur noch ums blanke Überleben. Der Druck der Angreifer lässt nicht nach, und Unterstützung dringt nur mühsam zu ihnen vor. Verzweifelt versuchen sie, die beiden Verletzten am Leben zu halten. Ein erbarmungsloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Die Darstellung des Kampfgeschehens, der Ballerei, der verzweifelten Funksprüche, der vor Schmerz fast krepierenden Verletzen, der jungen Soldaten, die angesichts des Grauens vor ihren Augen für Momente katatonisch werden... all das ist derart realistisch in Szene gesetzt, dass es einem bedingungslos in den Leib fährt. Und doch...

Warfare ist ein Film, der mich ratlos macht. Wer sind wir, die wir im Kino sitzen und uns das ansehen? Um mich herum werden Chipstüten geräuschvoll geleert, hier und da gekichert, etwa, wenn einem verwundeten Soldaten versehentlich aufs Bein getreten wird. Wollen, dürfen, sollen wir Voyeure sein? Ist der Film patriotisch? Werden die Soldaten heroisiert? (Die Szenen im Nachspann, bei denen überlebende Soldaten gut gelaunt am Drehort auftauchen, könnte den Eindruck erwecken). Ich bin hin- und hergeworfen. Die filmischen Mittel bleiben uneindeutig: der weitgehende Verzicht auf Handkamera vergönnt uns noch einen Rest von Distanz, der (angemessene) Verzicht auf Filmmusik bei gleichzeitig sattem Sounddesign macht den Film beinahe hyperrealistisch und ziehen uns ins Geschehen.

Mit dem stark begrenzten Zeitfenster und der Konzentration auf den konkreten Moment von Einsatz, Verwundung und Rettung eines Trupps soll der US-Soldaten im Irak-Krieg gedacht, ihre Leistung gewürdigt werden. Daran ist nichts auszusetzen. Mich stört aber, dass kaum ein Kontext angeboten wird: wozu der Krieg, woher die Motivation, Soldat zu werden, wie im Nachhinein mit dem Posttrauma umgehen, es aushalten, es überleben? Was ist mit den Opfern, den Familien, den zerstörten Leben im Irak? Wie eiskalt gehen die Entscheider am anderen Ende der Funkverbindung vor? (Eines der stärksten Bilder diesbezüglich ist die allzu vertraute Satelliten-Aufsicht aufs Geschehen, in der die Beteiligten wie Spielfiguren wirken lässt). 

Im Geflecht aller Kriegs- und Antikriegsfilme hat Warfare seinen berechtigten Platz. Für sich genommen erscheint er mir jedoch wie ein Advokat des Teufels. 

cnm 

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