ISLE OF DOGS - ATARIS REISE

- Keine schlechte Art zu gehen -
ISLE OF DOGS - ATARIS REISE ★★★★★★
USA 2018
Genre: Stop-Motion-Animation (kein Kinderfilm, egal, was die FSK stempelt)
Länge: rund 100 Minuten
Regie: Wes Anderson
Buch: Wes Anderson
Synchronstimmen: die deutsche Synchron-Elite
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Tristan Oliver

Die Stadt Megasaki leidet an einer Überpopulation erkrankter und verkeimter Hunde, und der amtierende Bürgermeister sorgt dafür, dass diese endgültig ausgelagert werden auf einer Insel aus Müll. Der kleine Atari, Mündel des Bürgermeisters, fliegt auf die Insel, um seinen Hund zu finden und zu retten - und wird dabei unterstützt von einem Rudel diverser wie illustrer Leidensgenossen des verloren Geglaubten.

Was Anderson uns hier auf die Leinwand wirft, ist ohne Übertreibung magisch. Still kommt die Erzählung daher, duster und nüchtern. Die Figuren sind sich ihrer prekären Situation wohl bewusst, sie sprechen ernst, gefasst, tapfer. Jeder Schritt, jedes Wort ist hier wohl überlegt. Der Sog, der sich für den Zuschauer einstellt, ist erst kaum merklich, denn der Film kommt sperrig daher mittels karger, nicht orchestraler Musik, nüchternen Charakteren und symmetrisch gebauten Bildern. Das ist alles schon beinahe deprimierend - doch dann merkt man, dass sich ein spröde-lakonischer Humor durch das alles zieht, und eine Sehnsucht, und ein Aufbegehren und das nicht-einverstanden-Sein mit der Unterdrückung oder angenommenen Ausweglosigkeit.

Alexandre Desplat hat sich mit seiner Musik, obwohl schon so ewig lange im Geschäft, wieder einmal neu erfunden und den widerborstigen Ton der Regie instrumental kongenial bedient. Und was der Film visuell zu bieten hat, lässt sich dank eines unfassbaren Detail- und Ideenreichtums wirklich nicht in Worte fassen; man könnte den Film nach dem ersten Anschauen eigentlich sofort wieder sehen und würde sich garantiert nicht langweilen.

Auch kommt man kaum daran vorbei, sich in die eine oder andere Figur zu verlieben, mit ihr zu fühlen, zu bangen, zu hoffen, zu grollen. Und so sind es letztlich wohl nicht allein die Puppen, denen die Tränen in die Augen treten.

ISLE OF DOGS ist ein Puppen-Animationsfilm, der mit überraschender Dezenz ein Credo formuliert, das zeitlos ist und hoffentlich in manchem Kopf hängen bleibt: ein absolutes Muss für Cinéasten.

cnm

Kommentare

Beliebte Posts der letzten 30 Tage

SPY x FAMILY CODE: WHITE

BEI UNS HEISST SIE HANKA

THE ZONE OF INTEREST

QUEER EXILE BERLIN

ZWISCHEN UNS DER FLUSS

MORGEN IST AUCH NOCH EIN TAG

BEAU IS AFRAID

IRDISCHE VERSE

DOGMAN

ONE LIFE