IN DEN GÄNGEN

- Warten auf Substanz -
IN DEN GÄNGEN ★★☆☆☆☆

Deutschland 2017
Genre: Drama
Länge: gut zwei Stunden
Regie: Thomas Stuber
Buch: Thomas Stuber, Clemens Meyer
Darsteller: Franz Rogowski, Sandra Hüller, Peter Kurth u.a.
Kamera: Peter Matjasko
Schnitt: Kaya Inan

Ein neu einzuarbeitender Lagerarbeiter in einem ostdeutschen Großmarkt wirft ein Auge auf eine Lagerarbeiterin, und sie eines auf ihn. Ein paar Leute aus dem Rest der Belegschaft kommentieren, warnen, raten.

Ein Film, der das Wagnis eingeht, eine solche Miniatur von einer Geschichte zu erzählen, muss präzise gebaut sein wie ein schweizer Uhrwerk: sein Rhythmus muss Musik gleichen, die wenigen Dialoge müssen geschliffen sein und die Regie minutiös aufs kleinste Detail achten, rein nichts dem Zufall überlassen.

Hier ist das leider nicht ganz gelungen. Die enorme Überlänge des Films ist vielen unnötigen Momenten geschuldet, die nichts vorantreiben, die Konflikte einzelner Figuren und mögliche Entwicklungen zwischen ihnen lediglich andeuten, aber kaum je einlösen. So entsteht im Lauf des Films der Eindruck von Leere und Unglaubwürdigkeit.

Das alles ist umso deprimierender, als wir es mit einer bemerkenswert hochkarätigen Besetzung zu tun haben, SchauspielerInnen, die es drauf haben und hier keine Chance erhalten zu glänzen, da sie weder gegen das Drehbuch noch gegen die nachlässige (Schnitt-)Regie ankommen. Rogowskis Augen - dies am Rande - erzählen eine Welt - wenn man sie nur ließe. Aber da braucht es eben mehr, als sie nur ins Bild zu setzen: es braucht eine Geschichte, Substanz.

Ich möchte auf einen artverwandten Film hinweisen, den es sich in diesem Zusammenhang unbedingt anzusehen lohnt: "Whisky" aus dem Jahr 2004, von Juan Pablo Rebella und Pablo Stoll.

cnm

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