FOXTROT

- Kontrollverlust - 

FOXTROT ★★★★★☆

Frankreich, Israel, Deutschland, Schweiz 2017
Genre: Tragödie, Satire, Farce
Länge: gut 110 Min.

Regie: Samuel Maoz

Drehbuch: Samuel Maoz
Darsteller: Lior Ashkenazi, Sarah Adler, Yonaton Shiray u.v.m.
Kamera: Giora Bejach
Musik: Ophir Leibovitch, Guy Namesh
Produktionsdesign: Eyal Elhadad, Francis Kiko Soeder
Schnitt: Arik Leibovitch, Guy Nemesh

Es kommt der Tag, da öffnest du die Tür, und die, die dir gegenüber stehen und dir vom Tod deines Sohnes an der Front erzählen, geben sich sichtbar Mühe, ihre Routine im Überbringen dieser Nachrichten zu verbergen. Sie nehmen sich die nötige Zeit, um dir die ersten Momente im Schockzustand irgendwie zu erleichtern, damit du nicht zusammenbrichst, damit du nicht außer Kontrolle gerätst, damit du das Trinken nicht vergisst; sie sind beauftragt, dafür zu sorgen, dass du überlebst.

Diese Situation ist der Ausgangspunkt des Filmes, und was dann folgt, entzieht sich der Kontrolle aller, auch der der Zuschauer. Denn es folgen völlig unerwartete inhaltliche wie formale Wendungen und Irrungen, Missverständnisse und Krieg im Kleinen, lakonischer Aberwitz und schlimmste Tragödie.

Sehr erstaunlich ist, dass man weder bekommt, was man (nach dem Trailer) erwartet, noch, was man sonst vom Kino gewohnt ist. - Formal nimmt sich der Film alle Zeit und Ruhe, hält sich sehr lang in Situationen auf, mutet sie uns ohne jede Ablenkung (Musik/Geräusche) zu, wartet mit leiser, gemeiner Komik auf, wenn wir nicht damit rechnen oder mit der Negierung des als sicher Angenommenen, wenn wir uns gerade hineingeben wollten... kurz, er jongliert mit unseren Befindlichkeiten und, natürlich, mit denen seiner Figuren.

All das macht den Film zu einem besonderen Solitär, zu einer Ausnahmearbeit; es werden die BesucherInnen sicherlich in den unterschiedlichsten Stimmungen resp. Lesarten aus dem Kino gehen... und schon allein dafür hat er allen Respekt verdient...

Sehenswert.

cnm