GUNDERMANN

- Was willste machen... -
GUNDERMANN ★★★★★★
Deutschland 2018
Genre: Biopic, Musikszene
Länge: 128 Min.
Regie: Andreas Dresen
Drehbuch: Laila Stieler 
Darsteller: Alexander Scheer, Anna Unterberger, Thorsten Merten, Eva Weiißenborn, Benjamin
Kramme, Kathrin Angerer, Milan Peschel, Bjarne Mädel, Hilmar Eichhorn, Peter Sodann, Axel Prahl u.v.m.
Kamera: Andreas Höfer
Szenenbild: Susanne Hopf
Schnitt: Jörg Hauschild
Gesang: Alexander Scheer
Musikproduktion: Jens Quandt

Gerhard Gundermann (1955-1998), in Weimar geboren, in Hoyerswerda aufgewachsen, überzeugter Arbeiter und DDR Staatsbürger, Musiker, Idealist, Rebell, Liebender und Vater... diese Aufzählung könnte noch weiter gehen, und sie läuft auf eine echte Persönlichkeit hinaus. Beispiel: Gundermann beendet seine Arbeit im Kohleabbau selbst dann nicht, als sich mit seiner Band ein größerer Erfolg abzeichnet; er will von der Musikindustrie unabhängiger Künstler bleiben. Die Frau aus seiner Band, die Frau, die er liebt, umfängt er lediglich mit Blicken, denn sie hat schon einen Mann. - Und kein Menschsein ohne Brüche: er lässt sich vom Sozialistischen System als Spitzel (IM) einspannen, nicht ahnend, dass auch er bespitzelt wird. Nach der Wende kommt der Schreck über das Ausmaß seines Verrats am engsten Umfeld, die Reue, die Einsicht, er outet sich, sogar vor großem Publikum, aufrecht, glaubhaft.


Aus dieser Biografie destilliert Dresen die menschlichste Essenz. Eigentlich kein Wunder, denn Dresen hat uns immer zutiefst menschliche Filme geschenkt. "Gundermann" ist ein Film von stiller Opulenz mit Seltenheitswert: über die Authentizität der Orte oder Personen kann ich leider nur mutmaßen, aber alles ist zu jeder Zeit glaubhaft dicht erzählt, und mit dem Schauspieler-Chamäleon Alexander Scheer liegt Dresen goldrichtig; der wollte die Rolle, und er hat alles gegeben, sich vollkommen in diesen Mann versetzt. Und selbst die so genannte Komparserie ist derart ungekünstelt, dass jede einzelne Figur am Rande bis hin in die Komparserie wie weitere Hauptrollen wirken, dass es einem Tränen in die Augen treiben kann.

Ein bisschen schwierig ist der Schnitt: das oftmalige Springen zwischen den unterschiedlichen Jahren in der Biographie Gundermanns (ohne wiederholte Einblendung von Jahreszahlen) erfordert erhöhte Aufmerksamkeit; das hätte besser gelöst werden können.

Nach dem Film wird's jedenfalls still in einem, und hoffentlich färbt was ab von den guten Seiten dieses Mannes.

Gerhard Gundermann war Humanist, für ihn waren nur die Menschen, das Leben wichtig. Gäbe es  heute ein paar mehr von dieser Sorte - es wären bessere Zeiten... Danke, Herr Dresen & Team, für diesen berührenden Film.

cnm

Der Film bekam 2019 beim deutschen Filmpreis die LOLA für den besten Spielfilm.

Kommentare

  1. Aufgrund deiner Besprechung, werde ich mir den Film jetzt doch anschauen.

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