DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN

- Warten auf das Ende des Kapitalismus -
DAS MELANCHOLISCHE MÄDCHEN
Deutschland, Frankreich, Dänemark 2019
Genre: Kunstfilm
Länge: 80 Min.
Regie: Susanne Heinrich
Buch: Susanne Heinrich
Darsteller: Marie Rathscheck, Nicolai Borger, Yann Grouhel, Nicolo Pasetti, Lorna Ishema, Markus Nechleba, Malte Bündgen, Monika Freinberger, Julian Fricker, Christine Kostropetsch u.a.
Kamera: Agnesh Pakozdi
Schnitt: Susanne Heinrich, Benjamin Mirguet
Musik: Mathias Bloech, Moritz Sembritzki

Zwei junge Frauen stehen vor der Kamera und müssen sich nach Anweisungen aus dem Off und zu Musik präsentieren. Eine andere Frau kauft ein gebrauchtes Fahrrad - sie ist damit nicht zufrieden und möchte es zurückgeben, was schwierig ist. Eine Frau ist auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Gelegentlich begegnet ihr dabei ein Beischlaf. Es wird geschwiegen, es wird filosofiert. Es geht um nichts und um das Weltgefüge. "Ich fühle mich schlecht, damit du dich besser fühlen kannst" ist eine der vielen Aussagen, die sich wie eine Axt ins Gehirn schlagen.

Wir haben es hier mit einer intuitiv erstellten filmischen Skulptur zu tun, nicht mit klassischem Erzählkino, und das macht diese Arbeit spannend. Oft stehen die Figuren nur blöde im Bild herum und wissen offenbar nichts zu sagen. Eine Wohltat, wenn man überlegt, wie zwanghaft doch Menschen normalerweise reden und reden, vielleicht nur, um sich zu spüren oder um dem Gegenüber nicht zuhören zu müssen. Wenn es dann doch Dialoge gibt, sind sie steif, abstrakt und analytisch. Heraus kommt Befremdung, Beklemmung und: Komik!


"Was machen Sie da?"
"Ich warte auf das Ende des Kapitalismus"
"Ach, da setz ich mich gleich dazu"...

Der Versuch, diese Arbeit zu erklären oder die vermeintliche Geschichte zu erzählen, kann nur scheitern. Man muss im Kino sitzen und sich mit dem Film herumquälen. Das ist wie eine Befreiung von dem Quatsch, den wir üblicherweise als Konsens sozialer Interaktion anerkennen.

Ein Kunstfilm voller Wahrheit und Komik, der sich über eine vermeintliche Sinnlosigkeit ins Knochenmark unserer gesellschaftlichen Ordnung bohrt. Großartig!

cnm

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