EINE MORALISCHE ENTSCHEIDUNG

- Aufrecht -
EINE MORALISCHE ENTSCHEIDUNG
Originaltitel: No Date, no Signature
Iran 2017
Genre: Drama
Länge: 103 Min.
Regie: Vahid Jalilvand
Buch: Ali Zarnegar, Vahid Jalilvand
Darsteller: Navid Mohammadzadeh, Amir Aghaee, Zakieh Behbahani, Hediyeh Tehrani, Saeed Däkh, Alireza Ostadi u.a.
Kamera: Peyman Shadmanfar
Schnitt: Sepeher Vakili, Vahid Jalilvand
Musik: Peyman Yazdanian

Eines Nachts wird der Pathologe Dr. Nariman auf der Autobahn von einem anderen Wagen geschnitten, kommt ins Schlingern und streift ein Motorrad, auf dem eine ganze Familie sitzt. Diese rutscht aus der Fahrbahn, verunfallt. Alles sieht zunächst nach einer Bagatelle aus. Der Arzt bietet Geld und sich als Chauffeur zum Krankenhaus an, er untersucht den achtjährigen Amir so gut es geht (der hat offenbar nur leichte Kopfschmerzen). Die Familie nimmt das Geld aber sonst keine Hilfe an und verabschiedet sich. Am nächsten Tag liegt jedoch die Leiche des kleinen Amir vor dem Pathologen aufgebart. Die Obduktion ergibt eine Lebensmittelvergiftung, womit Nariman aus dem Schneider wäre...
Es ist selten, dass ein Film so unübersehbar von seinem Anliegen, seiner Botschaft bestimmt ist und dabei erzählerisch souverän bleibt. Hier ist das gelungen. Alles läuft ganz nüchtern ab: der Unfall, die Gespräche und Argumentationen, die Zweifel, die Diskussionen, die Befremdung, das Verheimlichen, das Umdenken... hier wird kein Kitsch betrieben und auch kein Drama; weitestgehend verzichtet der Regisseur auf Musik, und so wird offenkundig, wie dicht und zwingend ein Film sein kann, wenn er ohne Musik eine solche Spannung herzustellen vermag. Es geht um Moral, Verantwortung und Integrität bis in die letzte Konsequenz; dies mitzuerleben ist nicht spannend im Sinne eines üblichen Unterhaltungsthrillers, sondern packend wie ein hervorragendes Buch, weil ein Prozess sichtbar gemacht wird, der sich nicht wirklich der Worte bedienen darf; hier zählen vor allem die Taten. "Eine moralische Entscheidung" ist ein Lehrstück, das hängen bleibt, das unter die Haut geht und das in Schulen und an Unis sicher gut aufgehoben wäre.

Spannung, die ohne die üblichen cinéastischen Hilfsmittel funktioniert, weil der Film von seiner Botschaft getragen wird. Absolut sehenswert.

cnm

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