SO WIE DU MICH WILLST

- Von der Frau, die nicht erwachsen werden wollte -
SO WIE DU MICH WILLST
Originaltitel: Celle que Vous Croyez
Frankreich 2019
Genre: Drama
Länge: rund 100 Min.
Regie: Safy Nebbou
Buch: Safy Nebbou, Julie Peyr
DarstellerInnen: Juliette Binoche, François Civil, Guillaume Gouix, Charles Berling, Nicole Garcia, Claude Perron u.a.
Kamera: Gilles Porte
Schnitt: Stéphane Pereira
Musik: Ibrahim Maalouf

Claire wurde nach 20 Jahren von ihrem Ehemann wegen einer deutlich jüngeren Frau verlassen. Jetzt datet sie den erheblich jüngeren Ludo, schläft mit ihm, leidenschaftlich. Leider haben diese Begegnungen keine größere Halbwertszeit, da sie für ihn nur einen kleinen Spaß am Rande darstellt. Bald schon lässt er sich am Telefon von seinem Kumpel Alex verleugnen. In ihrer Verzweiflung eröffnet Claire kurzerhand ein Online-Profil, in dem sie sich blond und jung und verführerisch gibt, fremde Fotos inklusive. Mit diesem nähert sie sich geschickt Alex an, zunächst, um an Informationen über Ludo zu kommen... doch bald entwickelt sich zwischen den beiden eine flirrende virtuelle Affäre, die sie wie einen Jungbrunnen erlebt...

Mit seiner Hauptdarstellerin hat dieses Projekt großes Glück gehabt. Juliette Binoche spielt den Zweifel und die innere Leere einer Frau an der Schwelle zum "unsichtbar Werden" ebenso gut wie das Aufblühen auf Grundlage ihrer eigenen Lügen und Fantasien. Das ist nuanciert und kein bisschen schwarzweiß, und darum ziemlich mitreißend. Auch die anderen Figuren überzeugen und spinnen ein dichtes Geflecht aus Verwirrungen und Trugbildern im Kosmos einer Fake-Realität. Edel gefilmt und mit subtiler Musik unterlegt, könnte dies ein hervorragender Film geworden sein, doch: im letzten Drittel kriegt die Erzählung nich wirklich die Kurve, da ist ein Zuviel an 'was-wäre-wenn', ein unnötig langer Katalog von Möglichkeiten, so dass man sich wie in einem Spiegellabyrinth verirrt und letztenendes - womöglich - auch das Interesse an der Geschichte verliert. Dennoch bleibt etwas zurück, sei es Empörung oder Irritation, und allein dafür lohnt der Kinobesuch.

Eine Literaturdozentin verliert sich während einer Lebenskrise in einer zweiten, virtuellen Identität und beginnt auf diese Art eine auf Lügen aufgebaute Affäre. Atmosphärisch hervorragender Film mit arg verzetteltem Ende. Trotzdem sehenswert.

cnm

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