GELOBT SEI GOTT

- Stumpfe Ignoranz -
GELOBT SEI GOTT
Originaltitel: Grâce à Dieu
Frankreich, Belgien 2018
Genre: Genre
Länge: knapp 140 Min.
Regie: François Ozon
Buch: François Ozon
Darsteller: Melvil Poupaud, Denis Ménochet, Swann Arlaud, Éric Caravaca, François Marthouret, Bernard Verley, Josiane Balasko u.a.
Kamera: Manuel Dacosse
Schnitt: Laure Gardette
Musik: Evgueni Galperine, Sacha Galperine

Verleih-Info:
"Alexandre lebt mit Frau und Kindern in Lyon. Eines Tages erfährt er per Zufall, dass der Priester, von dem er in seiner Pfadfinderzeit missbraucht wurde, immer noch mit Kindern arbeitet. Er beschließt zu handeln und bekommt bald Unterstützung von zwei weiteren Opfern, François und Emmanuel. Gegenseitig geben sie sich Kraft und kämpfen gemeinsam dafür, das Schweigen, das über ihrem Martyrium liegt, zu brechen. Ihr Widerstand formiert sich und wird zu einer Lawine, die am Ende nicht mehr aufzuhalten ist…

Die tatsachengetreuen Ereignisse um den Missbrauchsskandal in Lyon hat François Ozon in einem fiktionalen Film verarbeitet. Atemlose Bilder, immer im Wettlauf mit den aktuellen Entwicklungen, verleihen GELOBT SEI GOTT eine emotionale Wucht, der man sich kaum entziehen kann. Stilsicher und mitreißend erzählt und ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Jury auf der Berlinale 2019, ist GELOBT SEI GOTT nicht nur eine erschütternde Bestandsaufnahme der Versäumnisse in der Katholischen Kirche, sondern auch ein Plädoyer für Mut und Zusammenhalt."

Bewusst habe ich die Verleih-Info hier platziert, weil der Film einem so wichtigen Anliegen folgt. Meine Meinung zu diesem Film weicht allerdings deutlich ab. In seinem Zentrum stehen ein paar wenige berührende Szenen, in denen sich das ganze Grauen und die infame Ignoranz der katholischen Kirche gegenüber den ungezählten Missbräuchen an Kindern zeigt. Jenseits dieser gelungenen Sequenzen habe ich Gelobt sei Gott jedoch als zu trocken, zu theoretisch erlebt, und zwar derart, dass er praktisch nur aus nüchternen Dialogen besteht und kaum Emotion evoziert. Damit kommt er der Wirkung des Lesens eines umfangreichen Dossiers sehr nahe. Ein Film - meine Meinung - sollte jedoch qua seiner vielseitigen Mittel anders berühren als rein intellektuell, gerade hier, wo es doch um schwerste Verbrechen geht. Obwohl ich darum nicht begeistert war, wünsche ich diesem Werk viel Aufmerksamkeit und Breitenwirkung.

Ein überaus wichtiger Film, dessen prominenter Regisseur sich m.E. formal vergriffen hat in seiner Zurückhaltung und Nüchternheit. Zu dialoglastig, zu wenig packend. Leider!

cnm 

Versäumnis in der Übersetzung des Titels: "Gott sei Dank" wäre sinniger gewesen, da es in einer entscheidenden Szene der entscheidende, verräterische Ausdruck ist!

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