BOMBSHELL - DAS ENDE DES SCHWEIGENS

- Der Teufel trägt Anzug -
BOMBSHELL - DAS ENDE DES SCHWEIGENS
USA, Kanada 2019
Genre: Drama, Sexismus, wahre Geschichte, MeToo
Länge: 110 Min.
Regie: Jay Roach
Buch: Charles Randolph
Darsteller: Charlize Theron, Nicole Kidman, Margot Robbie, John Lithgow, Kate McKinnon, Allison Janney, Connie Britton, Mark Duplass u.a.
Kamera: Barry Ackroyd
Schnitt: Jon Poll
Musik: Theodore Shapiro

An den wahren Begebenheiten angelehnte Geschichte um drei beim Sender Fox News angestellte Frauen - Megyn Kelly (Journalistin), Gretchen Carlson (Moderatorin) und Kayla Pospisil (Produzentin), die sich - jede auf ihre Weise - mit dem Herren der Medien-Schöpfung, genauer: dem Gründer und Chef von Fox News, Roger Ailes, herumschlagen. Jahrelang mussten sie sich sexuelle Nötigung und Drangsalierung gefallen lassen für ihren beruflichen Status und eine Aussicht auf Aufstieg, und als Carlson genug hat und ihre Vorwürfe öffentlich machen will, findet sie zunächst kaum Unterstützung unter ihren Mitarbeiterinnen. Der Prozess bis hin zur Verurteilung und dem Rausschmiss Ailes' ist zäh und schmerzhaft. Die originären Ereignisse lösten die so dringend nötige me-too-Debatte aus.

Wenn ich lese, dass es sich hierbei um eine Satire handeln soll, kann ich mich dem in keiner Weise anschließen. Der Übertreibungen gibt es eigentlich keine, und wie könnte man auch das übergriffige Verhalten eines Mannes mit Macht überhaupt noch ins Groteske steigern? - Also haben wir es eher mit der Wiedergabe der tatsächlichen Ereignisse zu tun, und das ist schonmal viel. Mit diesem Film wird überdeutlich, wie absolut undurchdringlich die Wand aus Schweigen und Verleugnung - selbst und gerade unter vielen Kolleginnen gewesen ist, ein System, gespeist aus purer Angst um die eigene Existenz und einem Gesichtsverlust im direkten Umfeld bzw. in der Öffentlichkeit. Allein dafür hat Bombshell schon Respekt verdient.
Doch hätte es eines solchen Staraufgebotes bedurft? Zwar ziehen die gecasteten Stars dieses Films sicherlich ein großes Publikum an - und das ist ja gerade hier wünschenswert - doch hätte mir eine weniger glamouröse Besetzung hier besser gefallen und wäre mir auch zweckdienlicher erschienen, da eine Identifikation mit guten No-Names womöglich leichter fallen würde und damit die beabsichtigte Erschütterung größer ausgefallen wäre.

Des Weiteren hat diese Arbeit dem Effekt der tatsächlichen Ereignisse, sprich: der me-too-Debatte nicht viel Nennenswertes hinzuzufügen. Der Film kann eigentlich als eine Art Auffrischung der Erinnerungen und filmisches Zusatzdokument gelesen werden. Eine krasse und mutige Satire hätte sicherlich Aussichten auf eine größere Halbwertszeit gehabt.

Der bekannte Fall der Entthronung eines mächtigen Sexisten in der Medienbranche, der zur Me-Too-Debatte führte, filmisch solide aufbereitet, ohne die Möglichkeiten der Überhöhung vernünftig zu nutzen. Mir etwas zu brav.

cnm

Randbemerkung.
Regie: ein Mann. Buch: ein Mann. Kamera: ein Mann. Schnitt: ein Mann. Musik: ein Mann.
Zufall? Ironie? ...

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