CRONOFOBIA
- Auf Abstand nahe -
CRONOFOBIA ★★★★★☆
Regie: Francesco Rizzi
Buch: Francesco Rizzi, Daniela Gambaro
Buch: Francesco Rizzi, Daniela Gambaro
Darsteller: Vinicio Marchioni, Sabine Timoteo u.a.
Kamera: Simon Guy Fässler
Schnitt: Giuseppe Corrirossi
Musik: Zeno Gabablio
Kamera: Simon Guy Fässler
Schnitt: Giuseppe Corrirossi
Musik: Zeno Gabablio
Suter ist allein und permanent unterwegs, quasi heimatlos aber nicht ohne Aufgabe: er macht inkognito Qualitätskontrolle von Servicepersonal und der Reinlichkeit von Hotelzimmern, beispielsweise. In seiner freien Zeit steht er mit seinem Kleinbus vor der Wohnung von Anna, um sie zu beobachten. Diese lebt ebenso zurückgezogen und kontaktlos wie Suter - doch eines Tages kommt es zu einer Begegnung und auch zur Annäherung. Es entspinnt sich ein ambivalent paradoxes Liebesverhältnis zwischen den beiden.
Der Verleih informiert:
Der Verleih informiert:
Die Chronophobie ist die Angst vor dem
Vergehen der Zeit. Das Wort bezeichnet das Gefühl, dass die Ereignisse zu
schnell an einem vorüberziehen. Der oder die Betroffene fühlt sich der Zeit
ausgeliefert und hat Mühe, alles adäquat mitzuerleben, zu fühlen und zu
verkraften.
Von daher sollte man meinen, ein solcher Film würde von gehetzten, getriebenen Seelen erzählen, die in der ständigen Angst leben, etwas zu verpassen. Aber das Gegenteil ist der Fall: die beiden Hauptfiguren entziehen sich praktisch dem Leben, gehen quasi kontemplativ autistisch mit der Zeit und ihren Begegnungen um. Eigentlich kann man fast nicht von Handlung sprechen, der Film bietet vielmehr Atmophäre und Abstraktionen vom inneren Zustand moderner Menschen. Und das macht er bravourös! Hier stimmt schauspielerisch jeder Augenblick, die Kamera liefert Bilder von lupenreiner Schönheit, und das Lebensgefühl von Wollen aber nicht Können oszilliert permanent. Mehrfach habe ich mir diesen Film angesehen, er scheint sich zu sperren gegen den leichten Konsum, aber seine Anziehungskraft ist magisch.
Ein nichtkommerzielles, fein gearbeitetes Werk mit brillanten Schauspielern, ruhig aber vibrierend, wie choreografiert von Pina Bausch, sperrig, magisch, zeitlos, modern. Wunderbar!
cnm
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