INTRIGE

- Gestern wie heute -

INTRIGE ★★★★★☆

Originaltitel: J'accuse

Frankreich, Italien 2019
Genre: Historiendrama
Länge: 132 Min.

Regie: Roman Polanski
Buch: Robert Harris (II), Roman Polanski
basierend auf: Robert Harris (II) 

Darsteller: Louis Garrel, Jean Dujardin, Emmanuelle Seigner, Grégory Gadebois, Hervé Pierre, Wladimir Yordanoff, Didier Sandre, Melvil Poupaud u.a.
Kamera: Pawel Edelman
Schnitt: Hervé de Luze
Musik: Alexandre Desplat

Polanski rollt mit "J'accuse" (Originaltitel) einen politischen bzw. juristischen Drahtseilakt vom Ende des 19 Jahrhunderts auf: die Dreyfus-Affäre. Alfred Dreyfus war französischer Artillerie-Hauptmann und der einzige Jude im gesamten französischen Generalstab. Antisemitisch motivierte und hartnäckige stabsinterne Intrigen führten 1884 erfolgreich zur Degradierung und Verurteilung zu lebenslanger Haft des Mannes. Die Anschuldigung: er habe Militärgeheimnisse und somit sein Land verraten. Das wäre schon die ganze Geschichte, hätte sich nicht Oberstleutnant Picquart - seines Zeichens Geheidienstchef - ... ins Zeug gelegt und im Verborgenen ermittelt, um Dreyfus zu entlasten. Zum Einen durfte er dabei nicht zu laut werden, zum Anderen das französische Militär nicht diskrditieren... wie gesagt: ein Drahtseilakt.

Im Wirbelsturm aus Komödien, Martial Arts Filmen, Historischen Epen, Horrorschockern, ArtHaus Werken, Musicals, Starkino etc. könnte dieser Film der leisen Töne wohl untergehen, auch, weil Polanski ob der gegen ihn erhobenen Vorwürfe das Publikum wohl immer spalten wird.
Aber das hätte Intrige m.E. nicht verdient. Ohne jeden Schnörkel oder Gefühlsduselei kommt diese hervorragend besetzte und inszenierte Schilderung der damaligen Ereignisse aus. Und damit müsste sie alle Geschichts- und Politikinteressierten glücklich machen, vielleicht auch jene, denen Kino ansonsten eher fremd ist oder unnötig erscheint. Man könnte diese Arbeit gut neben Schlöndorffs' Kammerspiel-Thriller Diplomatie stellen; andere Geschichte, dieselbe Güte.

Umstrittener Regisseur, aber unabstreitbar glänzende Inszenierung eines historischen Sieges über einen antisemitischen Hinterhalt - und somit schon wieder tagespolitisch. Im Unterricht (Politik, Geschichte) möglich.

cnm