SORRY WE MISSED YOU
- Der Dömbelknurps -
Großbritannien, Frankreich, Belgien 2019
Genre: Drama, Sozialdrama
Länge: 100 Min.
SORRY WE MISSED YOU ★★★★★★
Debbie Honeywood, Katie Proctor, Rhys Stone, Kris Hitchen |
Genre: Drama, Sozialdrama
Länge: 100 Min.
Regie: Ken Loach
Buch: Paul Laverty
Darsteller: Kris Hitchen, Debbie Honeywood, Rhys Stone, Katie Proctor, Ross Brewster, Charlie Richmond u.a.
Buch: Paul Laverty
Darsteller: Kris Hitchen, Debbie Honeywood, Rhys Stone, Katie Proctor, Ross Brewster, Charlie Richmond u.a.
Kamera: Robbie Ryan
Schnitt: Jonathan Morris
Musik: George Fenton
Hier kommt ein weiteres Abbild der Auswirkungen des ungebremsten Kapitalismus' und ein Appell für ein anderes Miteinander vom Großmeister des kritisch engagierten Kinos. Top!
Schnitt: Jonathan Morris
Musik: George Fenton
Einen Dömbelknurps braucht man nicht wirklich. Aber jeder hat einen. Ich natürlich auch, und meiner steht in der Küche. Die meisten stellen ihn im Wohnzimmer auf, aber ich bin ja nicht die meisten. Kürzlich habe ich entschieden, mir einen zweiten Dömbelknurps zuzulegen, denn... man weiß ja nie. Es schadet ja nicht. Ich könnte ihn im Wohn- oder Schlafzimmer aufstellen. Wahrscheinlich - ich will ehrlich sein - landet er letztlich aber doch unausgepackt in einem Schrank, aber so habe ich immer einen Dömbelknurps in Reserve. Oder ich verschenke ihn einfach irgendwann mal. Also schnell bestellt bei FlixFlux.urgs, online bezahlt und endlich wieder ruhig geschlafen. Der Lieferdienst - das ist praktisch - macht die Sendung jederzeit nachverfolgbar.
Zwischenzeitlich schien die Sendung in der Sortierstation Geierswalde zu hängen, mindestens zwei Tage lang, ein Anruf bei der hotline brachte mich da auch nicht weiter. Da wurde ich bereits etwas ungeduldig, war ja nicht das erste Mal.
Am Dienstag war es dann endlich soweit: mein Ersatz-Dömbelknurps sollte zwischen 9:00 und 15:00 Uhr geliefert werden. Ich habe mir an dem Tag frei genommen und zuhause gewartet. Wie befürchtet, geschah nichts, und irgendwann kam die Nachricht, man habe mich nicht erreicht, und das Päckchen liege Jottwede irgendwo ab dem nächsten Werktag zur Abholung bereit.
Das lasse ich mir nicht bieten, der Bote kann was erleben, mindestens eine offizielle Beschwerde...
Zwischenzeitlich schien die Sendung in der Sortierstation Geierswalde zu hängen, mindestens zwei Tage lang, ein Anruf bei der hotline brachte mich da auch nicht weiter. Da wurde ich bereits etwas ungeduldig, war ja nicht das erste Mal.
Am Dienstag war es dann endlich soweit: mein Ersatz-Dömbelknurps sollte zwischen 9:00 und 15:00 Uhr geliefert werden. Ich habe mir an dem Tag frei genommen und zuhause gewartet. Wie befürchtet, geschah nichts, und irgendwann kam die Nachricht, man habe mich nicht erreicht, und das Päckchen liege Jottwede irgendwo ab dem nächsten Werktag zur Abholung bereit.
Das lasse ich mir nicht bieten, der Bote kann was erleben, mindestens eine offizielle Beschwerde...
Ken Loach zeigt in seinem Film die andere Seite dieser Geschichte, nämlich die eines ambitionierten Mannes, der sich als Selbständiger einem Paketdienst anschließt und dort fortan Bedingungen ausgesetzt ist, die man im Mindesten als Knechtschaft bezeichnen kann. Der Zeitdruck ist absurd, die Kontrolle durch sein Tracking-Gerät permanent und erbarmungslos. Denn an oberster Stelle stehen zufriedene Kunden! - Bei einem familiären Notfall kann er kaum auf Hilfe von Kollegen zählen - die sind ja selbst im Dauerstress. Ein Kollege rät ihm gleich zu Beginn der Anstellung, immer eine leere Flasche bei sich zu haben für den Fall, dass er pinkeln müsse. Seine Frau arbeitet ebenfalls, sie ist als mobile Altenpflegerin unterwegs und wie ihr Mann ständig unter Strom, weil sie neben allen nötigen Formalitäten auch noch ein bisschen Menschlichkeit gegenüber den Alten, die sie betreut, einbringen möchte. Die beiden Kinder haben gelegentlich das, was man Sonderwünsche nennt, Unzufriedenheit macht sich breit, der Ton wird rauer - und somit ist die Belastung für die gesamte Familie bald kaum noch auszuhalten...
Still und müchtern, doch sehr warmherzig inszeniert Loach diese Lebenswirklichkeit, die exemplarisch für hunderttausende andere steht. Mit seiner Nähe zu den Menschen, seiner Präzision im Kleinen und den hoffnungsvollen Momenten, die sich immer wieder überraschend auftun, erinnert mich seine Arbeit an Filme von Andreas Dresen. Die Geschichte ist an alle gerichtet, die ein solches System am Leben erhalten: an Arbeitgeber, Konzerne, Chefs, und nicht zuletzt an uns, die wir mit Ungeduld auf einen Dömbelknurps warten und blödsinnigerweise wenig Erbarmen kennen.
Hier kommt ein weiteres Abbild der Auswirkungen des ungebremsten Kapitalismus' und ein Appell für ein anderes Miteinander vom Großmeister des kritisch engagierten Kinos. Top!
cnm
Cinemoenti Spezi-Tipp: Schauen Sie sich zuerst die Doku Der marktgerechte Mensch (auch hier im Blog bsprochen) und dann Sorry we missed you an, das perfekte Double Feature! Es wäre schön, wenn Kinos die beiden Filme zusammen anbieten könnten.
Cinemoenti Spezi-Tipp: Schauen Sie sich zuerst die Doku Der marktgerechte Mensch (auch hier im Blog bsprochen) und dann Sorry we missed you an, das perfekte Double Feature! Es wäre schön, wenn Kinos die beiden Filme zusammen anbieten könnten.
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