DER FALL RICHARD JEWELL

- Weißes Schaf -
DER FALL RICHARD JEWELL
Originaltitel: Richard Jewell
Paul Walter Hauser, Sam Rockwell, Kathy Bates
USA 2019
Genre: Drama, nach einer wahren Geschichte
Länge: knapp 130 Min.
Regie: Clint Eastwood
Buch: Billy Ray, Marie Brenner
Darsteller: Paul Walter Hauser, Sam Rockwell, Kathy Bates, Jon Hamm, Olivia Wilde, Nina Arianda, Ian Gomez, Mike Pniewski u.a.
Kamera: Yves Bélanger
Schnitt: Joel Cox
Musik: Arturo Sandoval

Wachmann Richard Jewell ist es ob seiner Körperfülle gewohnt, dass man ihn in die Ecke stellen will. Aber er lässt es nicht zu. Hartnäckig beißt er sich durchs Leben, mit Wort und Tat. Denn er will helfen um jeden Preis: eines Tages will er Polizist werden. Dass dies bei einem so sanften wie schlichten Gemüt eher unwahrscheinlich ist, scheint für ihn keine Rolle zu spielen. Mit seinem Übereifer fällt er unangenehm auf und verliert seinen Job auf einem Uni-Gelände. Ein paar Jahre später arbeitet er für einen Sicherheitsdienst. Bei einer Großveranstaltung 1996 im Centennial Park in Atlanta fällt ihm ein scheinbar vergessener Rucksack unter einer Sitzbank auf, und sogleich schlägt er Alarm, dies könne eine Bombe sein, man müsse den Park evakuieren. Da es Zweifel an seiner Aussage gibt, kommt die Menge nur langsam in Bewegung - und als die Bombe tatsächlich hochgeht, gibt es Dank ihm erheblich weniger Tote als ohne sein Eingreifen. Für kurze Zeit wird er als Held gefeiert... bis die Behörden auf die Idee kommen, dass er selbst die Bombe platziert haben könnte, um daraufhin als Held gefeiert zu werden. Für ihn und seine Mutter beginnt eine quälende Hetzjagd, forciert durch die Omnipräsenz der Medien.

Auf die cinéastische Wucht eines Eastwood-Films kann man sich verlassen, das ist hier nicht anders.
Mit beeindruckender Ruhe und dem wie immer geschickt sparsamen Einsatz von sehr zurückhaltender Musik folgen wir der Geschichte dieses Mannes, seiner Mutter und seines Anwalts, die gegen FBI und die Medien kämpfen wie eine Laus gegen Godzilla. Ignoranz und Kaltblütigkeit der Gegner sind zwar bekannt und auch keine Überraschung, in ihrer Konsequenz jedoch erschlagend, ja empörend. Die Rollen sind glänzend besetzt, allen voran Paul Walter Hauser verkörpert den devot-naiven Gutgläubigen aufs Eindringlichste, und mit Rockwell und Bates bildet er ein unschlagbares, stimmiges Ensemble.

Womit der Film empfohlen sei - einen Einwand jedoch möchte ich loswerden:
Es schien Clint Eastwood ein Anliegen zu sein herauszustellen, dass es dem Protagonisten erheblich wichtiger ist, nicht für schwul gehalten zu werden, als nicht auf dem elektrischen Stuhl Platz nehmen zu müssen. Hier bedarf es wohl keines weiteren Kommentars.

Gewohnt meisterliche Inszenierung Eastwoods der öffentlichen Demontage zweier US-Bürger, getrübt durch ein ziemlich dämliches homophobes Detail, das m.E. nicht in der Form hätte sein müssen.

cnm

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