Sehr geehrte Damen und Herren Kinogänger
ich spreche nicht vom Schrott.
Ich spreche nicht von der schnell verdaulichen Kost, mit der wir unsere Zeit totschlagen sollen, während wir Zucker und Alkohol konsumieren, nicht von den digital generierten Gewaltexzessen, nicht von billigen sexistischen, rassistischen und homophoben Klischees (und all jenen, die hier nicht genannt sind), welche uns amüsieren sollen und dabei bloß unsere Beschränktheit zementieren, nein.
Ich spreche nicht von irgendeiner x-beliebigen Form der Unterhaltung, sondern von der Leidenschaft meines Lebens, der Kunstform Film, im Kinosaal zelebriert.
Für Monate durften wir nicht ins Kino - vielen wird das am Allerwertesten vorbeigegangen sein wie mir der Verzicht auf Fußball. Manche werden ggf. auch festgestellt haben, dass es doch auch ganz gut ohne geht. Werden wir doch zugeschüttet mit onlineStreaming-Möglichkeiten und den ungezählten TV-Kanälen.
Muss es denn die große Leinwand sein?
Selbstverständlich können wir auf die große Leinwand verzichten.
Aber was geht uns verloren? Ein Gang ins Kino ist in der Regel Nebensache, ja.
Aber was, wenn es funkt, was, wenn der Film uns packt? Dann kommt ein Kinobesuch einem Erdrutsch gleich, und das würden wir uns verwehren. Dieser Effekt greift kaum vor vergleichsweise kleinen Bildschirmen.
Wir könnten auf die große Leinwand verzichten, so wie wir auf Gemälde, auf Poster, auf Mode oder Musik oder Konzerte oder Theaterbesuche oder das Lesen oder das Gärtnern oder das Tanzen oder Parfums oder das lustvolle Kochen oder Architektur oder wie wir auf das Lachen oder das Diskutieren verzichten könnten.
Könnten...
Das Kino vereint so viele Kunstgattungen in einer, ohne dass wir uns dessen immer gewahr sind: das Schauspiel, die Literatur, das Kostüm, die Filmmusik, die Epik, die Dramaturgie, den Humor, das Drama, die Welt der Farben und des Lichts, vor allem aber eine Welt der Erkenntnis! Gut gestrickte Filme lassen uns uns selbst und andere erkennen und ab und zu aus dem Kino schweben, es kommt sogar vor, dass wir im Kino zu eier wichtigen Einsicht kommen, zu einem Entschluss. - Gute Filme verweben all diese Askpekte so geschickt, dass keiner davon ausgestellt wird, keiner ins Auge springt, und doch... eine unglaubliche Magie entsteht. Wichtige Aspekte dabei sind das große Bild und der gute Sound und ein Raum ohne Ablenkungen: wir tauchen in die Geschichte ein, so wie wir in gute Bücher abtauchen.
Halten wir das Kino am Leben. Geben wir ein paar unserer verbliebenen Kröten her und unterstützen in den kommenden Monaten gelegentlich die kleinen und großen Spielstätten, die dann eines Tages - wer weiß - zu den lichtesten Momenten, den Sternstunden unseres Lebens beigetragen haben werden.
Ihr Gregor Mönter
Cinemoenti
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