KOKON
- Zwischen den Normen -
KOKON ★★★★★☆
Kinostart: 13. August 2020
Deutschland 2020 Genre: Coming of Age, Romanze
Länge: 100 Min.
Regie: Leonie Krippendorff
Buch: Leonie Krippendorff
Buch: Leonie Krippendorff
Darsteller: Lena Urzendowsky, Jella Haase, Lena Klenke, Elina Vildanova, Anja Schneider, Hussein Eliraqui, Denise Ankel, Bill Becker, u.a.
Kamera: Martin Neumeyer
Schnitt: Emma Gräf
Musik: Maya Postepski
Kamera: Martin Neumeyer
Schnitt: Emma Gräf
Musik: Maya Postepski
Nora ist ein Berliner Teenie, die mit ihrer Schwester und (sehr überforderten) Mutter zusammen gleich am Berliner Kottbusser Tor - dem Brennpunkt der Stadt - wohnt. Das Leben zeigt sich wüst und ungestüm: Nora ist umgeben von Jugendlichen, die alle etwas älter sind als sie und sich in Dominanzgebaren üben - die Jungs gegenüber den Mädchen, die Jungs gegenüber den anderen Jungs, die Mädchen gegenüber den Mädchen und so weiter. Coolness ist hier angesagt, Sex und Status in den sozialen Medien, einander zu beleidigen gehört zum guten Ton. Die schüchterne Nora, die in ihrem Zimmer Raupen in Gläsern hält und diese des Nachts beobachtet, versucht Schritt zu halten, doch genau da kommt ihr die Pubertät in die Quere mit all ihren Herausforderungen. Recherchen im Internet können nicht auf Dauer wirklich gute Ratgeber sein, wo die Mutter komatös im Bett liegt und nicht ansprechbar ist. Und als Nora droht, voller Scham im Boden zu versinken, lernt sie die ältere und autonom lebende Romy kennen, die dem zarten Geschöpf auf die Beine hilft und... ihr den Kopf verdreht.
Die Geschichte, die Leonie Krippendorff in Kokon erzählt, ist denkbar übersichtlich. Im Grunde handelt es sich eher um eine Art Milieustudie und um ganz normalen Leidensweg einer jungen Frau, die ihren Körper und ihre Gefühle entdeckt. Aber "ganz normal" muss man erstmal hinbekommen! Das ist hier bravourös, intim und schillernd gelungen! Die Schauspielführung ist an keiner Stelle zu bemerken, die Figuren wirken nicht wie gespielt, sondern als wohnten wir - quasi dokumentarisch - der Wirklichkeit bei. Egal, wie rosa die Wolken hier durchs Bild schweben, wir schweben mit, denn da kommt kein aufgesetzter Kitsch ins Spiel; wir erleben mitnichten Klischees, sondern Leben satt!
Ein Film, der einen Dank genialer Besetzung und klischeefreier Umsetzung im besten Sinne völlig mitnehmen kann und aus dem Kino schweben lässt. Großartig!
cnm
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