NIEMALS SELTEN MANCHMAL IMMER

- Stumme Wut - 
NIEMALS SELTEN MANCHMAL IMMER ★
Originaltitel:  Never Rarely Sometimes Always | Kinostart: 01. Oktober 2020
Sidney Flanigan


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
USA, Großbritannien 2020
Genre: Drama
Länge: 102 Min.
Regie: Eliza Hittman
Buch: Eliza Hittman
Darsteller: Sidney Flanigan, Talia Ryder, Théodore Pellerin, Sharon Van Etten, Ryan Eggold u.a.
Kamera: Hélène Houvart
Schnitt: Scott Cummings
Musik: Julia Holter

Alles ist längst Routine: die Leere, der miese Umgang zuhause, die Sprachlosigkeit, dass ständig die Glotze läuft und vor ihren Augen der Hund begrabscht wird. Ein Leben, in dem sich Autumn so stoisch wie pragmatisch zurechtgefunden hat: es gibt ja keine Alternative. Und vielleicht gibt es auch Schlimmeres, als im Supermarkt an der Kasse zu stehen und sich vom Chef beglotzen zu lassen. Autumn ist 17. Als sie eine ungewollte Schwangerschaft feststellt, muss sie das Problem diskret und unauffällig lösen. Ihre Cousine Skylar wird sie nach New York begleiten, und leider ist es nicht so einfach wie erhofft, eine Abtreibung unter den gegebenen Umständen vornehmen zu lassen.

Gute Filme setzen sich zusammen aus gesalzenen Dialogen, ein bisschen action und einer Prise Humor - auch bei Dramen. Das war bislang mein Credo. In Niemals selten manchmal immer wird kaum gesprochen. Zu Lachen gibt es nichts, und eine Fahrt von A nach B kann man auch nicht action nennen. Hier hat das gute Gründe. Es gibt Lebenssituationen, in denen nichts gesagt wird, weil bereits alles gesagt ist, weil nichts mehr erklärt werden muss und die Wahrheit nicht ausgesprochen werden darf, weil sie das Bisschen, was noch verblieben ist, vielleicht auch noch zerstören würde. Die Rede ist von Sackgassen. Die jugendliche Protagonistin vermeidet sogar nach Kräften sich selbst gegenüber jeden "Dialog", jedes Eingeständnis. - Es ist, als würde bei auch nur einem zu wahren Wort ein Damm brechen, den sie nicht überlebte. Die ganze Geschichte hinter dieser Geschichte können wir nur erahnen, wir dürfen sie aus den Subtexten erschließen und vor allem aus den Gesichtern und der Körpersprache der Heranwachsenden und der Beratenden.

Von einem sehr alltäglichen Desaster zu erzählen, ohne das Drama allzu pathetisch auszustellen, ist der Regisseurin bravourös gelungen; ihre Inszenierung hat eine Eindringlichkeit, die uns mitnimmt und sich tief ins Gedächtnis gräbt.

Großes Drama, kleinste Gesten, kaum Worte. Ein Filmjuwel mit Seltenheitswert. Absolute Empfehlung!

cnm
 
Querverweis auf: Sauvage (Frankreich 2018) - Kurzkritik in meinem Blog

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