WAS WIR WOLLTEN

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WAS WIR WOLLTEN
Netflix Start: 11. November 2020
Lavinia Wilson, Elyas M'Barek


Österreich 2020
Genre: Drama
Länge: gut 90 Min.
Regie: Ulrike Kofler
Buch: Ulrike Kofler, Sandra Bohle, Marie Kreutzer
Darsteller: Lavinia Wilson, Elyas M'Barek, Anna Unterberger, Lukas Spisser u.a.
Kamera: Robert Oberrainer
Schnitt: Marie Kreutzer
Musik: Thomas-Adam Habuda

Gehören Kinder zum Lebensglück dazu? Eine Frage, die sich wohl die meisten Wahlfamilien irgendwann stellen, beschäftigt auch Alice und Niklas, die schon seit langem ein glückliches Paar sind. Während das Lebensidyll nach außen immer mehr konkrete Form annimmt (sie bauen ein Haus), missglückt der bereits vierte Versuch, sich bei der Befruchtung ärztliche Hilfe zu holen. Ein weiterer würde finanziell nicht mehr subventioniert, und so macht das Paar auf Anraten einer Ärztin Pause, schaltet einen Gang runter und gönnt sich einen Urlaub auf Sardinien. Herausforderung dieses Urlaubs wird die Familie, die das Ferienhaus gleich neben ihrem bezieht - die haben nämlich zwei Kinder und machen einen recht lebendigen und zufriedenen Eindruck. Nach ersten Fluchtimpulsen kommt es doch zu einer vorsichtigen Annäherung der beiden Paare.

In ihrer ausgesprochen stillen, undramatischen Inszenierung ist diese Arbeit fast zu schade für einen Internetanbieter und gehörte eher auf die große Leinwand als auf den Bildschirm zuhause. Denn die Macherinnen setzen so gar nicht auf billige Effekte und große Gesten, lassen Ruhe und Weite wirken, den Schmerz und die Sehnsucht im Zuschauer entstehen, statt ein Gezeter zu veranstalten. Das, was nicht gelingt, das, was uns so fehlt, hat eben keinen Namen und kein Gesicht und keine Stimme. 
 
Ein wenig übertrieben mag die Farbwahl der Kostüme und Sets sein (grau bevorzugt!), aber immer wieder gibt es auch Lichtsprenkel in Bild und Handlung/ den Dialogen, die gekonnt subtil darauf weisen, dass es im Leben letztlich auf die "richtige Brille" ankommt. Ein Thema, das man für abgefrühstückt halten könnte, wird hier beeindruckend zeitlos und mit starkem Nachhall verhandelt - nicht zuletzt Dank der stimmigen Besetzung, optimal kalkulierter Bildsprache, eleganter Dramaturgie und der perfekt zurückhaltenden Vertonung.

Eine inszenatorische Perle zwischen all dem Effekthascherischen, was heute so geboten wird, ist dieses Drama und sei darum mit Überzeugung empfohlen.

cnm

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