DIE ADERN DER WELT

DIE ADERN DER WELT ★★★★★★

Originaltitel: Veins of the World | Kinostart: 29. Juli 2021 | FSK 0

 

Mongolei, Deutschland 2020

Genre: Drama
Länge: rund 100 Min.

Regie: Byambasuren Davaa
Buch: Byambasuren Davaa, Jiska Rickels
Darsteller:

Bat-Ireedui Batmunkhw, Enerel Tumen, Yalalt Namsrai,
Algirchamin Baatarsuren, Ariunbyamba Sukhee,
Purevdorj Uranchimeg Alimtsetseg Bolormaa,
Batzorig Sukhbaatar, Unurjargal Jigjidsuren, Sarantsetseg Myagmar,
Batbaatar Uukhaan, Ravdandorj Shirchin, Baatartsogt Lkhagvasuren, Davaasamba Sharav
Kamera: Talal Khoury
Schnitt: Anne Jünemann
Musik: John Gürtler, Jan Miserre

In der mongolischen Steppe lebt der 12-jährige Amra mit seiner Mutter Zaya, seinem Vater Erdene und seiner kleinen Schwester Altaa ein traditionelles Nomadenleben. Während sich Zaya um die Ziegenherde kümmert und Erdene als Mechaniker und durch den Verkauf von Käse auf dem lokalen Markt sein Geld verdient, träumt Amra davon, im Fernseh Talentwettbewerb "Mongolia's Got Talent" aufzutreten. Doch das friedliche und ursprüngliche Leben der Familie wird durch das Eindringen internationaler Bergbauunternehmen bedroht, die den Lebensraum der Nomaden rücksichtslos zerstören, sie zum Verkauf des Landes drängen, um dort ungestört nach Gold graben zu können. Erdene ist der Anführer derer, die sich der Ausbeutung widersetzen. Ein tragischer Unfall ändert jedoch alles. Plötzlich müssen die Mutter und der Junge den Kampf fortsetzen. Amra tut dies mit der Klugheit und der unbekümmerten Gewitztheit eines 12-jährigen Jungen … (modifizierter Pressetext)

Das Faszinierende an dieser Geschichte ist die Leichtigkeit, mit der sie erzählt wird. Man könnte fast meinen, es mit einer Dokumentation zu tun zu haben, so unaufgeregt ist das Spiel - und geht dennoch unter die Haut. Denn es geht um etwas, und es steht etwas auf dem Spiel. Und das ist nicht allein das Über/Leben der Protagonist:innen! Es geht letztlich um unser aller Umgang mit dem Planeten, um unser aller Überleben. Klingt pauschal, klingt altklug und nach erhobenem Zeigefinger? Ist es mitnichten! Denn hier wird allzu offensichtlich, was kapitalistische Systeme aus Lebensräumen und mit den dort Siedelnden machen. "Dämonen erwachen" heißt es an einer Stelle, und diese Dämonen haben Namen. Und Die Adern der Welt lässt - nicht zuletzt Dank der wunderbaren Fotografie - spüren, was und wer gemeint ist.

Da aus der Perspektive des kleinen Jungen erzählt, lauert die Gefahr, dass wir es mit einem Rührstück zu tun haben. Auch das passiert nicht. Der Junge muss umständehalber über sich hinaus wachsen, schnell erwachsen werden, darf nicht nur Kind sein, und seine Wege sind - wenn auch manchmal riskant - sehr nachvollziehbar. Die Geschichte entwickelt damit einen Sog, dem man sich einfach nicht entziehen kann.

Exakt für solche Filme, die uns ohne künstliches Drama aufwühlen, ist das Kino gemacht.

Grandios!

Bat-Ireedui Batmunkhw

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

cnm

 

 

info: Mit ihrem Film Die Geschichte vom weinenden Kamel, der in über 60 Länder verkauft wurde, war die Regisseurin bereits 2005 für einen Oscar nominiert.