KAISERSCHMARRNDRAMA

KAISERSCHMARRNDRAMA
Kinostart: 05.08.2021| FSK 12
Filmhund "Ludwig", Sebastian Bezzel  ⓒ Constantin Film Verleih GmbH / Bernd Schuller

 
Deutschland 2020
Genre: Krimödie, Kult
Länge: 96 Min.
Regie: Ed Herzog
Buch: Stefan Betz, Ed Herzog
Nach: Rita Falk 
Darsteller: Sebastian Bezzel, Simon Schwarz, Lisa Maria Potthoff, Enzi Fuchs, Eisi Gulp, Gerhard Wittmann, Daniel Christensen, Stephan Zinner, Max Schmidt, Sigi Zimmerschied, Nora Waldstätten, Michael Ostrowski, Thomas Kügel, Maria Hofstätter, Matthias Egersdörfer, Rüdiger Klink, Thomas Mraz, Ferdinand Hofer, Mai Le, Theresa Walter, Marek Fis, Christine Neubauer, Willy Astor, Olivia Pascal, Sarah Viktoria Frick
Kamera: Stephan Schuh
Schnitt: Stefan Essl
Musik: Martin Probst

[Kurze Einführung für alle, denen die Reihe der Eberhofer-Krimis (noch) gänzlich unbekannt ist.
Tatort: Niederkaltenkirchen in Niederbayern. Es ermitteln hauptsächlich der Dorfpolizist Franz Eberhofer und sein bester Freund Rudi Birkenberger. Eberhofer ist gutaussehend, kriegt das aber nicht mit. Er ist liiert oder auch nicht liiert mit seiner Susi - je nachdem, ob er gerade mal wieder Mist gebaut hat.
Da wir es mit einer furztrockenen Krimödie zu tun haben, können sämtliche Nebenfiguren als Hauptfiguren und im Grundtemperament als grantelig bis cholerisch angesehen werden. Neben dem Ermittlungshergang erleben wir die großen und kleinen Dramen des Alltags, exemplarisch, originär, urkomisch. Mit den Jahren hat die Eberhofer-Reihe aus der Feder von Rita Falk ihren Kultstatus über die bayerische Landesgrenze hinaus ausgebaut. Zu Recht!]
 
Was wäre der Niederkaltenkirchner Mikrokosmos ohne Probleme? Die dorfansässige Internet-Sexarbeiterin wurde beim Laufen im Wald kaltblütig erschlagen. Naheliegend (und auch etwas peinlich), dass ein paar aus Franz' Freundeskreis mit ihr bereits Kontakt hatten. Digital, versteht sich. Die Ermittlungen werden dadurch erschwert, dass Kollege Rudi unfallbedingt in einem Rollstuhl gelandet ist. Der Arzt meint zwar, Rudi sei wieder fit, doch behauptet der, den Rollstuhl so bald nicht wieder verlassen zu können und macht sich zwecks Rundum-Betreuung bei den Eberhofers breit (die Omi kocht halt sehr gut).
Derweil hat sich Susi mit Franz' Bruder Leopold zusammengetan und den Bau eines Doppelhauses (inclusive Sauna!) auf dem Hof in die Wege geleitet. Die Baustelle verschandelt den schönen Hof. Papa Eberhofer fühlt sich gentrifiziert und protestiert mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Weiterhin ist die ganze Sippschaft von der Tatsache in Beschlag genommen, dass der Familienhund Ludwig sein Körbchen kaum noch verlassen will. Ein ungutes Zeichen? Papa Eberhofer greift zu homöopathischen Mitteln und brät dem Patienten eigens eine große Ladung Hanf-Frikadellen.

Sie erkennen keinen Zusammenhang? Da ist auch keiner! Die Eberhofer-Krimis spiegeln die Welt und den Menschen darin so, wie sie sind. Mit all ihrer Beschränktheit und Liebenswürdigkeit. Gewissermaßen das große Ganze im Kleinsten. Da muss nicht alles mit allem zusammenhängen.

Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass die Fangemeinde diesen Film einfach sehen muss. Und wir bekommen hier auch Eberhofer satt! Inzwischen hat man all die schrulligen Charaktere einfach ins Herz geschlossen. Frau Falk trägt dem Rechnung mit einer unglaublich dichten Kollage aus Einzelschicksalen, die sie in die Story packt. Wieder ein verlässliches Element: etliche Gastauftritte von geliebten SchauepielerInnenn/Comedians, über einen jeden freut man sich (allein Willy Astor erscheint bedauerlich kurz und marottenfrei). Schauspielerisch gibt es nichts zu bemängeln: die Typen sind mit einer Lust und Hingabe gespielt, dass ich sagen möchte: kein Verschleiß, alle geben hundertzehn Prozent! Auch die Kamera trifft - wie gewohnt - mit vornehmlich weitwinkligen Einstellungen auf den Punkt.
 
Merken Sie was? Das zu lösende Verbrechen tritt nahezu gänzlich in den Hintergrund. - Tendenziell war das bislang in der Reihe schon immer so. Doch hier wird die Übeltat - quasi als das Salz in der Suppe - für meinen Geschmack doch arg vernachlässigt. Das ist schade, konnten doch die Verbrechen und dazu assoziierten Hintergründe immer noch einen bösen politischen Watschen mit einbringen. Der fällt hier ausgesprochen leise aus.

Keine Frage: mit dem Kaiserschmarrndrama kommen alle Fans und die, die es noch werden wollen, satt auf ihre Kosten. A guat'n!

cnm
 
Die bisherigen Kino-Verfilmungen der Eberhofer Krimis seit 2013:
DAMPFNUDELBLUES
WINTERKARTOFFELKNÖDEL
SCHWEINSKOPF AL DENTE
GRIESSNOCKERLAFFÄRE
SAUERKRAUTKOMA
LEBERKÄSJUNKIE
KAISERSCHMARRNDRAMA
 
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