CANDYMAN

CANDYMAN
Kinostart: 26.08.2021| FSK 16
ⓒ Universal Pictures Germany

USA
2021
Genre: Horror, Remake
Länge: rund 90 Min.
Regie: Nia DaCosta
Buch: Jordan Peele, Win Rosenfeld, Nia DaCosta
Darsteller: Yahya Abdul-Mateen II, Teyonah Parris, Nathan Stewart-Jarrett, Colman Domingo,  u.a.
Basierend auf: Bernard Rose

Kamera: John Guleserian
Schnitt: Catrin Hedstrom
Musik: Robert A.A. Lowe

Für jene, denen die Candyman-Legende nichts sagt, sei kurz zusammengefasst, dass der gruselige Clou hier darin besteht, dass jene, die es wagen, fünfmal "Candyman" in einen Spiegel zu sagen, von ihm heimgesucht und massakriert werden. Technisch witzig und interessant ist das kleine Detail, dass der Candyman tatsächlich "nur" im Spiegel erscheint, nicht aber im Raum selbst.
 
Das Grundgerüst wurde vom legendären Vorgänger (Candymans Fluch, 1992, R.: Bernard Rose) übernommen: einst hatte man in einem Chicagoer Elendsviertel ein schwarzer Bürger zu Unrecht verdächtigt, Kindern Süßigkeiten mit versteckten Rasierklingen geschenkt zu haben - der Unschuldige wurde daraufhin malträtiert und sucht Jahre später - als Geist im Spiegel und mit einem Haken statt Hand - jene heim, die wie oben beschrieben sein Erscheinen provozieren. 

In der Fortsetzung sind die Rahmenbedingungen leicht aktualisiert worden: das Viertel ist teilgentrifiziert, eine der wichtigen Figuren ist ein etablierter Künstler, Anthony, in der Schaffenskrise. Finanziell geht es ihm noch sehr gut, seine Not ist, den Status Quo unbedingt halten zu müssen. Da kommt ihm die Grusel-Legende gerade recht. Er verbaut die Geschichte Stück für Stück in seine Werke. Die werden natürlich immer dusterer und abstoßender, und auch er selbst fällt langsam aber sicher einer Art Wahnsinn anheim.

Kaum ein gelungener Horrorfilm, der nicht stark aus seiner künstlerischen Umsetzung lebte. Die ist hier beeindruckend gut gelungen. Tempo, Timing, Regie/Cast, Schnitt, alles ist vom Feinsten und fügt sich glatt ineinander. Nicht wenige Gewaltakte fallen durch konsequentes Understatement auf, da passieren schlimme Dinge beinahe nur auf der Audio-Ebene oder auch mal in weiter Ferne, fast verschwindend klein, kaum zu sehen. Weiterhin gibt es etliche erzählende Sequenzen, die sich visuell auf ein Schattenspiel mittels Scherenschnitten beschränken (meist sieht man sogar deutlich die führenden Hände). Dieses Element fließt organisch ins Ganze ein und wirkt kein bisschen aufgesetzt, sondern fördert den Grusel enorm, unterstreicht ihn mit Mystik. Auch die Musik bringt eine unverwechselbare, dunkle Atmosphäre, bedient sich szenenweise sehr minimalistischer, dräuender Chorgesänge (wie etwa in The Witch). Kleiner Wermutstropfen: die allzu überholte, klischeehafte Darstellung schwuler Männer - die hätt's so gar nicht gebraucht.

Ein Horrorfilm, der sich erfreulich signifikant von der Flut an Konkurrenz abhebt, indem er ruhig, dicht und distinguiert Schrecken erzeugt, und der ganz en passant einen Spot auf die Rassismus-Debatte lenkt. Empfehlung für Genre-Fans.

cnm
 
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