MARTIN EDEN
MARTIN EDEN ★★★★★★
Kinostart: 26.08.2021 | FSK 6
Genre: Drama, Spielfilm, LiebesfilmLänge: 105 Min.
Regie: Pietro Marcello
Buch: Maurizio Braucci, Pietro Marcello
Buch: Maurizio Braucci, Pietro Marcello
Vorlage: Jack London
Darsteller: Luca Marinelli, Jessica Cressy, Denise Sardisco, Vincenzo Nemolato, Carmen Pommella, Elisabetta Volagoi, Marco Leonardi, Autilia Ranieri, Pietro Raguso, Carlo Cecchi
Kamera: Francesco Di Giacomo, Alessandro Abate
Schnitt: Aline Hervé, Fabrizio Federico
Musik: Marco Messina & Sacha Ricci (ERA), Paolo Marzocchi
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Kamera: Francesco Di Giacomo, Alessandro Abate
Schnitt: Aline Hervé, Fabrizio Federico
Musik: Marco Messina & Sacha Ricci (ERA), Paolo Marzocchi
Weil er auf den Punkt geschrieben ist, zunächst der Pressetext des Verleihs (geringfügig modifiziert):
"Als sich der Matrose Martin Eden in die großbürgerliche Elena Orsini verliebt, ist ihm klar, dass sein Charme allein nicht reichen wird, um ihr Herz und das ihrer Eltern zu erobern. Ungestüm beginnt er, seine bescheidene Bildung zu erweitern. Er liest, was ihm in die Finger kommt, von Baudelaire bis Herbert Spencer. Bald darauf entdeckt er das Schreiben: es wird zu seiner großen Leidenschaft. Martin will Schriftsteller werden.
Kaum einer glaubt an Martin, selbst Elena verfolgt seine Arbeit mit nachsichtiger Herablassung. Nur der Bohemien und Sozialist Russ Brissenden erkennt sein ungeheures Talent – und die Gefahren, die auf ihn warten. Ist die Liebe wirklich eine Kraft, die Klassengegensätze überwindet? Kann Martin, der Proletarier, in die Sphären des Großbürgertums aufsteigen, ohne sich selbst zu verleugnen? Wie muss man schreiben, um auch im Moment des Erfolgs bei sich zu sein? Für wen?
(...) Regisseur Pietro Marcello hat Jack Londons autobiografisch gefärbten Roman ins Neapel des frühen 20. Jahrhunderts versetzt und verwebt Martin Edens bewegende Geschichte mit den politischen Prozessen Europas des 20. Jahrhunderts zu einer bildgewaltigen Textur, die Neapel und die Konfrontation gesellschaftlicher Klassen so spürbar werden lässt, wie man es jüngst nur von Elena Ferrante kannte".
Ist es nicht erstaunlich? Im Alltagstrott und bei der ersten Vorführung vor dem ersten Corona-Lockdown fand ich keinerlei Zugang zu diesem Film, fand ihn farblos und anstrengend. Dann, nach der "großen Pause", versuchte ich es ein zweites Mal und - war hingerissen. Was mich zu der Vermutung führt, dass man eine innere Ruhe für diesen Film mitbringen muss. Die gesamte filmische Umsetzung hat die Aura von alten Fotos, die man gedankenversunken durchblättert; tatsächlich werden hier und da Filmschnippsel einmontiert, wahrscheinlich aus den Anfängen des Films. Schiffe sind dabei passenderweise (die Hauptfigur ist ja Matrose) dominierendes Motiv.
(...) Regisseur Pietro Marcello hat Jack Londons autobiografisch gefärbten Roman ins Neapel des frühen 20. Jahrhunderts versetzt und verwebt Martin Edens bewegende Geschichte mit den politischen Prozessen Europas des 20. Jahrhunderts zu einer bildgewaltigen Textur, die Neapel und die Konfrontation gesellschaftlicher Klassen so spürbar werden lässt, wie man es jüngst nur von Elena Ferrante kannte".
Ist es nicht erstaunlich? Im Alltagstrott und bei der ersten Vorführung vor dem ersten Corona-Lockdown fand ich keinerlei Zugang zu diesem Film, fand ihn farblos und anstrengend. Dann, nach der "großen Pause", versuchte ich es ein zweites Mal und - war hingerissen. Was mich zu der Vermutung führt, dass man eine innere Ruhe für diesen Film mitbringen muss. Die gesamte filmische Umsetzung hat die Aura von alten Fotos, die man gedankenversunken durchblättert; tatsächlich werden hier und da Filmschnippsel einmontiert, wahrscheinlich aus den Anfängen des Films. Schiffe sind dabei passenderweise (die Hauptfigur ist ja Matrose) dominierendes Motiv.
Auch wenn im Zentrum der Geschichte der Kampf um die eine große Liebe steht, werden doch alle weiteren, maßgeblichen Lebensaspekte (wie etwa finanzieller Status, daraus resultierende Lebensstandarts, politischer Wandel und die Positionierung der Figuren zu diesen oder die zerstörerischen Auswirkungen von kommerziellem Erfolg auf die Persönlichkeit) ebenso dicht erzählt und also ernst genommen. Es entsteht ein Epos von stiller Opulenz, ein bisschen wie Vom Winde Verweht, nur diskreter in der Tonlage und natürlich in einem anderen Zeitfenster spielend.
Liebe, Ehrgeiz und Klassenkampf - große Themen in einem atmosphärisch dichten und ungewöhnlich eigenständigen Film. Absolut lohnend!
cnm
wöchentliche mail bestellen unter:
cinemoenti@email.de
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