HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE

HERR BACHMANN UND SEINE KLASSE
Kinostart: 16.09.2021 | FSK 0
Dieter Bachmann, seine Klasse

 
 
Deutschland 2021
Genre: Dokumentation
Länge: annähernd 3 Stunden und 40 Min.
Regie: Maria Speth
Buch: Maria Speth, Reinhold Vorschneider
Mit: Dieter Bachmann, Aynur Bal, Önder Cavdar, SchülerInnen der Klassen 6b und 6f
Kamera: Reinhold Vorschneider
Schnitt: Maria Speth
 
Herr Bachmann unterrichtet an der Georg-Büchner-Gesamtschule in Stadtallendorf, Nordhessen, seine Klasse 6b als Klassenlehrer. Ein bunter Haufen 12- bis 14jähriger, viele von ihnen aus problematischen Familienverhältnissen, der große Teil mit einer Migrationsgeschichte. Unterschiedliche Kulturen, Religionen und Lebensarten kollidieren hier. Am Ende des Schuljahres soll sich der Weg jedes/jeder Einzelnen entscheiden: mit welcher Schulform wird's weitergehen? Welches sind mögliche berufliche Perspektiven, Lebensentwürfe? Die SchülerInnen sollen befähigt werden, Leistung zu erbringen, sich zu fokussieren, und gleichzeitig ihre eigene Persönlichkeit zu finden und auszubauen.

In der Theorie klingt das ja nett, doch leider auch ganz schön trocken: Theorie eben! Die Langzeitdoku von Maria Speth zeigt uns, was die Umsetzung praktisch bedeuten kann. Dieter Bachmann geht in seinem Unterricht in einer Weise vor, die eine Mischung aus Strenge und bedingungslosem Mitgefühl ist. In seiner Art wird er nie unangenehm autoritär, verlangt allerdings die Befolgung der von ihm aufgestellten Regeln, damit der Laden läuft und Unterricht stattfinden kann. Dieser besteht abwechselnd aus zeitlich gut verdaubaren Phasen intensiven Lernens und viel, viel Lebenspraxis: Experimentieren, Backen, Bauen, Musik machen, persönlichem Austausch, Diskussion, Albernheiten. Die Balance, die er dabei zwischen fast schon familiärer Nähe und professioneller Distanz hinbekommt, ist wie eine Offenbarung.

Warum das so gut funktioniert? Die Regisseurin hat sich beim Schnitt die Ruhe gegönnt, die sich Herr Bachmann mit seiner Klasse nimmt (siehe Länge des Films!). - Die Magie dessen, was sich hier abspielt, ist unausgesprochen und beinahe mit Worten nicht zu fassen (es gibt folgerichtig auch keine Off-Kommentare). - Ich kann (vor allem pädagogisch Interessierten) dringend empfehlen, sich diesen Film anzusehen und dies selbst zu erleben: der Film hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Ein Lehrer, seine Schülerinnen und Schüler während des Endspurts auf einer Gesamtschule. Ein bescheidener Pädagoge, der sich selbst, die Kids und uns, das Publikum, herausfordert. Das ist groß, das ist berührend. Absolute Empfehlung.

cnm
 
Die Doku erhielt auf der 71. Berlinale den Silbernen Bären (Preis der Jury)

Auch interessant: Sein und Haben, Frankreich 2002, R.: Nicolas Philibert 
 
 
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