OTTOLENGHI UND DIE VERSUCHUNGEN VON VERSAILLES

OTTOLENGHI UND DIE VERSUCHUNGEN VON VERSAILLES
Originaltitel: Ottolenghi and the Cakes of Versailles| Kinostart: 21.10.2021 | FSK 0
USA 2020
Genre: Dokumentation, Kulinarik
Länge: 75 Min.
Regie: Laura Gabbert
Mit: Yotam Ottolenghi, Dominique Ansel, Ghaya Oliveira, Janice Wong, Dinara Kasko, Sam Bompas
Kamera: Judy Phu
Schnitt: Philip Owens, Faroukh Virani
Musik: Ryan Rumery


Yotam Ottolenghi (geb. 1968 in Jerusalem) ist ein Star in der Kulinarik-Szene. Seine Koch- und Süßspeisenbücher werden weltweit millionenfach verkauft, er betreibt in London sechs erfolgreiche Restaurants, die Presse tituliert seine Bücher als "Bibel", ihn als einen "Guru". - Für eine Ausstellung zu Versailles im Metropolitan Museum of Art in New York City baten die Kuratoren Herrn Ottolenghi, begleitend ein exquisites Dessert-Buffet im Sinne und Stil des Versailler Schlosses zu kreieren. Das Doku-Team begleitete ihn und sein Team - bestehend aus fünf Spitzenkonditoren unterschiedlichster Herkunft und Stilrichtungen - beim kreativen Prozess. "Eine Orgie des Backens, ein Fest für die Augen", so der Verleih.

Ich beginne mit den Vorzügen dieser Dokumentation, die allesamt den euphorischen Ankündigungen gerecht werden: Herr Ottolenghi ist ohne Frage als Person ein Leckerli mit charmanter Wesensart, und ohne Frage hat er es zu was gebracht. Sein Team, herbeieilend aus allen Himmelsrichtungen, ist ebenso aufgeregt und nervös wie er; sie alle bringen die unterschiedlichsten Methoden des Backens mit außergewöhnlichen Materialien und Techniken mit. Zum Beispiel entsteht da ein ganzes Schloss aus Wackelpudding, oder ein aufwändiger Nachbau des Versailler Schlossgartens aus Backwaren oder mehrstöckige Torten mit "Stuck"... In den Räumen der Met ist das natürlich eine kleine Sensation, vor allem für küchenaffine Menschen und Gourmets.
 
Unübersehbar jedoch war mir, dass bei all den Sehenswürdigkeiten die Kamera derart uninspiriert abgefilmt hat, dass der cinéastische Aspekt der Doku völlig über Bord ging und damit eine große Einbuße an filmischem Charme zu verzeichnen ist. Zweiter, sehr verblüffender Punkt: Ottolenghi ist zwar ständig zu sehen und diskutiert und referiert und recherchiert... aber er lässt die anderen machen! Mit anderen Worten: die Leistung des Ottolinghi (immerhin titelgebend!) besteht darin, ein kreatives Team zusammenzutrommeln und ihm bei der Arbeit zuzusehen. - Egal, was er bis dahin geleistet haben mag, dem Publikum wäre doch gerade seine Expertise, seine Kreativität und Technik zu gönnen gewesen. Dieser beiden Punkte wegen hinterließ die Doku bei mir einen ausgesprochen schalen Nachgeschmack.

Hübsche Doku für alle, die sich für's kreative und anspruchsvolle Backen interessieren, allerdings keine Doku über die Technik und Kreativität des Herrn Ottolenghi. In dieser Hinsicht eine Mogelpackung.
 
cnm
 
Ottolenghi (Mitte) und seine Kreativen

Zur Versöhnung geht's hier zu einem Rezept von Ottolenghi.

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