JFK REVISITED - DIE WAHRHEIT ÜBER DEN MORD AN JOHN F. KENNEDY

JFK REVISITED - DIE WAHRHEIT ÜBER DEN MORD AN JOHN F. KENNEDY ☆☆
Originaltitel: JFK Revisited: Through The Looking Glass | Filmstart: 18.11.2021 | FSK 12
Präsident John F. Kennedy, First Lady Jacqueline Kennedy am 22. November 1963 in Dallas | National Archives

 

USA 2021
Genre: Dokumentation
Länge: rund 120 Min.
Regie: Oliver Stone
Buch: James DiEugenio
Sprecher (Original): Whoopi Goldberg, Donald Sutherland
Kamera: Robert Richardson
Schnitt: Curt Mattila
Musik: Jeff Beal

Der Schuss in den Kopf des US-amerikanischen Präsidenten Kennedy traf eine ganze Nation, traf die WeltbürgerInnen mitten ins Herz - war Kennedy doch eine Art Erlöserfigur, Prediger neuen Friedens und einer neuen Form gleichberechtigten Miteinanders in der Welt. Im Handumdrehen wurde Lee Harvey Oswald als Tatverdächtiger festgenommen und während der Ermittlungen seinerseits erschossen. Anschließend befand ein ausgesuchtes Kommitee (die "Warren-Kommission"), Oswald sei der alleinige Täter gewesen.
Erst kürzlich freigegebenes Beweismaterial ermöglichte es dem Regisseur Oliver Stone, dem "best dokumentierten Verbrechen in der Geschichte Amerikas" investigativ nachzugehen. Der Fall schien ja abgeschlossen; Regierung und Militär wollte das so, aber es wurden Tatsachen vertuscht, verdreht, verheimlicht. Mit Hilfe von Forensikern, Historikern, Medizinern und Ballistikexperten (m/w) und auch Hinterbliebenen gelingt es Stone, die Komplexität sämtlicher Hergänge im Wortsinn unter die Lupe zu nehmen und den Fall in einem neuen Licht erscheinen zu lassen.

Richtiger hätte der Subtitel "Neue Recherchen zum Mord an John F. Kennedy" heißen müssen, doch das wäre weniger publikumswirksam gewesen. Während der schier endlosen zwei Stunden werden wir regelrecht überschüttet mit Daten und Fakten, Aussagen, Persona und parallelen Ereignissen aus jener Zeit. Das Gesamtbild ist zwar verblüffend und eigentlich auch hochspannend, ist jedoch in dieser komprimierten Form kaum zu verarbeiten. Konsumierbar gemacht wurde die Flut an Infos durch einen geschickten Score, der pathetisch genug ist, uns bei der Stange zu halten (schwebende Trompeten- und Klaviertöne, man denke an die Serie HOUSE OF CARDS) und subtil genug, uns nicht von der Geschichte abzulenken. In der Essenz wird klar, dass Kennedy einfach nur politisch und strategisch im Weg stand.

Auch wenn wir eben nicht erfahren, wer denn nun eigentlich auf Kennedy geschossen hat (und dass Oswald bloß ein durchdacht platzierter Sündenbock war, ist absolut einleuchtend), lernen wir hier zum Einen, wie akribisch und profund recherchiert werden muss, um sich einer Wahrheit auch nur anzunähern. Zum Anderen verfestigt sich der Eindruck, dass es eben hin und wieder diese ikonischen Menschen gibt, deren Vorstellung von einer besseren, gerechteren und friedlichen Gesellschaft kaum eine Chance haben gegen all die machthungrigen, geldgierigen und selbstverliebten Schweinebacken auf der Welt (allesamt Männer, versteht sich).

Brillant geschnittenes und vertontes Dokument, das - leider etwas überfrachtet - daran erinnert, in welcher konkreten Gefahr sich integre PolitikerInnen befinden. Drücken wir Biden die Daumen.

"Magic Bullett" alias CE 399 | National Archives

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
cnm
 
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