ADAM

ADAM
Filmstart: 09.12.2021 | FSK 6
Nisrin Erradi, Lubna AzabalGrandfilm GmbH

Marokko, Frankreich 2019
Genre: Drama
Länge: knapp 100 Min.
Regie: Maryam Touzani
Buch: Maryam Touzani, Nabil Ayouch
Darsteller: Lubna Azabal, Nisrin Erradi, Douae Belkhaouda, Aziz Hattab, Hasnaa Tamtaoui u.a.
Kamera: Virginie Surdej
Schnitt: Julie Naas

Das Leben ist hart. Durch ein kleines Fenster zur Straße irgendwo in Casablanca verkauft Abla ihre Backwaren an die wenigen Kunden, die ihr geblieben sind. In der Stube lebt sie mit ihrer Tochter Warda, um die sie sich mit gestrenger Miene so gut es ihr möglich ist kümmert. Der Tag, an dem ihr das Lachen verging, ist schon länger her und wird mit aller Macht verdrängt. Kein Wunder, dass sie die junge schwangere Frau, die unerwartet an ihre Tür klopft und um Arbeit und Unterkunft bittet, abweist. Doch die achtjährige Warda behält die Verlorene im Auge, mag sie auf Anhieb leiden. - Eine Schwangere direkt vor dem Haus, auf der Straße, in der Nacht.. das raubt Abla letztlich den Schlaf. Sie gewährt der Fremden ein paar Nächte, dann soll sie bitteschön wieder gehen. Als sich zeigt, dass die Neue im Haus helfen will (und gut backen kann) und keine Mühen scheut, wird ihre Frist um ein paar Tage verlängert. Dann um ein paar Wochen...

Echte Filmperlen (und dies ist eine) funktionieren nach dem Prinzip: weniger ist mehr. Man mag es kaum glauben, aber die gesamte Erzählung kommt ohne Filmmusik aus und bleibt dabei hochspannend und berührt einen tief. Denn die Geschichte ist die zweier Einzelschicksale und zugleich universell. Welche Rechte hat eine Frau, die auf sich gestellt ist und keinerlei Schutz hat? Wie weit geht Solidarität, wenn du für dich selbst kaum noch Möglichkeiten siehst? Was zählt ein Leben? Die Kargheit und Präzision der Dialoge, die Dichte und Glaubwürdigkeit der beiden starken Hauptfiguren ergeben Szenen, die sich tief ins Gedächtnis eingraben und noch lange darin verankert bleiben. - Und bei allem geschilderten Elend gibt's noch erstaunlich viele lichte Momente kleinen Glücks und der Hoffnung, nie gekünstelt, immer echt, immer lebendig.

Eine der Raritäten, auf die man länger warten muss - pünktlich zu Weihnachten, und das ohne jeden Kitsch. Dringende Empfehlung!

cnm
 
Sie können meine Kritiken als 
wöchentliche mail bestellen unter:
cinemoenti@email.de

Kommentare

Beliebte Posts der letzten 30 Tage

THE KILL ROOM

GELIEBTE KÖCHIN

THE ZONE OF INTEREST

LE PARADIS

DRIVE-AWAY DOLLS

MARIA MONTESSORI

AMERICA

GONDOLA

GREEN BORDER

DIE DSCHUNGELHELDEN AUF WELTREISE