ANNETTE

ANNETTE
Kinostart: 16.12.2021 | FSK 12

Filmplakat



Frankreich, USA, Mexiko, Schweiz, Belgien, Deutschland, Japan 2021
Genre: Musical, Drama
Länge: 140 Min. (langer Film)
Regie: Leos Carax
Buch: Ron Mael, Russell Mael, Leos Carax
Darsteller: Marion Cotillard, Adam Driver, Simon Helberg, Devyn McDowell, Russell Mael, Ron Mael u.a.
Kamera: Caroline Champetier
Schnitt: Nelly Quettier
Musik: Sparks

 
Das perfekte Paar: er ist erfolgreicher Comedian, sie umschwärmte Opernsängerin. Ann und Henry haben Glück, sie haben sich, sie haben die Liebe gefunden. Das muss besungen werden: "We love each other so much", ja, wir befinden uns in einem Musical. Die Noten und Texte dazu kommen von einer dadaistisch angehauchten RockPop Band der 80er Jahre, den Sparks, also den Brüdern Russell und Ron Mael, die exhibitionistisch genug sind, sich auch im Film zu platzieren. Erst kürzlich gab es eine Doku, ein filmisches Porträt der beiden, das mit Ideenreichtum, sprödem Charme und Witz überzeugte.

Zurück zur Handlung. Des Paares Glück wird gekrönt mit einem Kind, Presse und Öffentlichkeit flippen aus. Doch wie das Leben oder Autoren es so wollen, das Glück hält nicht an, ein Ungleichgewicht in den Karriereverläufen führt zum Riss, den versuchen sie mit einem gemeinsamen Ausflug mit einer Yacht zu kitten. Ab hier nimmt das Unglück groteske Formen an.

Zwischen den Zeilen lesen Sie meinen Unmut? Falsch, es ist blankes Entsetzen. Viel versprechend beginnt dieser Film, selbstreflexiv, die Besetzung läuft musizierend und singend durch die Straßen und trällert: "Lasst und mit der Show beginnen"; wir haben es also mit einer Art Bühne im Film zu tun. Warum nicht? Doch bald schon dräut mir, dass die Texte so dünn und dürftig bleiben, dass sich eine Unterforderung breit macht wie ein böser Geist mit überwältigend lähmender Kraft. Nur ein Beispiel: Ann bekommt ihr Kind, es gibt eine Szene im Kreißsaal, wo ein Team aus Ärzten rhythmisch singt: "Aaaaatmen, aaaatmen!". Dieser Moment hat keinen Mehrwert, er wirkt wie von einer Mittelstufe erdacht und ausgeführt. Einzig das Kind, das durch eine Puppe in Szene gesetzt und gespielt wird, scheint mir eine gute Idee, die beispielgebend sein könnte, um künftig lebende Kinder von den Strapazen am Set fern zu halten.

Unterm Strich war mir so gar nicht klar, ob die Autoren nun tatsächlich eine dramatische Geschichte mit komischem Unterton vorschlagen, oder ob sie den Verstand des Publikums herausfordern wie einst Hape Kerkeling mit seinem legendären Kunstquark namens "Hurz!".

In meinen Augen ist Annette einer dröhnender Kino-Tiefpunkt des Jahres, der sich erlaubt, so glamouröse Talente wie Marion Cotillard oder Adam Driver zu verschwenden. Einzig interessant an diesem Film könnte sein, die Gesichter derer zu beobachten, die auf die eine oder andere Weise erschüttert aus dem Kinosaal schleichen.

Not my cup of tea.

cnm

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