DRIVE MY CAR
DRIVE MY CAR ★★★★★★
Japan 2021
Genre: Drama, ElegieLänge: rund 180 Min. (langer Film)
Regie: Ryusuke Hamaguchi
Buch: Ryusuke Hamaguchi, Oe Takamasa
Nach einer Erzählung von: Haruki Murakami
Buch: Ryusuke Hamaguchi, Oe Takamasa
Nach einer Erzählung von: Haruki Murakami
Darstellende: Hidetoshi Nishijiama, Toko Miura, Masaki Okada, Reika Kirishima, Park Yurim, Jin Daeyeon
Kamera: Shinomiya Hidetoshi
Schnitt: Azusa, Yamazaki
Musik: Ishibashi Eiko
Kamera: Shinomiya Hidetoshi
Schnitt: Azusa, Yamazaki
Musik: Ishibashi Eiko
Der Schauspieler und Regisseur Kafuku wird eingeladen, "Onkel Wanja" von Tschechow beim Theaterfestival in Hiroshima zu inszenieren. Er sagt unter der Bedingung zu, dass er in größerer Distanz zum Theater einquartiert wird, damit er seine tägliche Routinestrecke mit dem Auto zu den Proben zurücklegen kann. Die braucht er nämlich, um während der Fahrt in Ruhe Dialoge mit Hilfe einer Aufnahme durchzugehen, welche ihm seine Frau eingesprochen hatte, als sie noch lebte. Die Theaterleitung besteht ihrerseits jedoch aus versicherungstechnischen Gründen darauf, dass der Regisseur chauffiert wird. Das übernimmt eine junge und ausgesprochen stille Frau namens Misaki, die das Talent eines diskreten, ja perfekten Fahrstils mitbringt und zu der Kafuku bald Vertrauen fasst. Über die Wochen lernen sich die beiden nahezu unmerklich kennen und nähern sich den dunklen Kapiteln und offenen Fragen ihrer Biografien.
Drei Stunden Film können eine Quälerei sein - hier ist dem nicht so. Hier merken Sie nichts von der Zeit, weil sie ganz einfach verschwindet; Sie tauchen ab in Geschichten, die so elegant erzählt sind, dass der Zauber der Erzählung vom ersten Bild an wirksam ist. Regie/Buch nehmen sich gründlich Zeit für ein Präludium, das entscheidend ist und das wir erst als solches begreifen, wenn die eigentliche Geschichte losgeht. Das ist einer der vielen erstaunlichen Kunstgriffe von Drive my Car. Die weiteren könnte man reduzieren auf den Begriff Einfachheit. Es wirkt nie, als würden wir SchauspielerInnen bei der Arbeit zusehen (obgleich ja in vielen Szenen Inszenierungsarbeit geschildert wird), nein, es ist, als seien wir Zeugen des Lebens, so wie es eben ist, in all seiner Hilf- und Ratlosigkeit, in seinen Zwängen und stillen Obsessionen und der Suche nach etwas Halt. Da kann eine schweigsam Auto fahrende Frau schon eine ganze Welt erzählen. Die elegisch-jazzige Musik, sparsam eingesetzt, ergänzt die Komposition perfekt.
Und bevor ich weiter darum kämpfe, die richtigen Worte für dieses Ausnahmewerk zu finden, bitte ich Sie: legen Sie Ihr Buch auf Seite, die Fernbedienung, das Kochbuch, das Smartphone... suchen das beste Kino und gönnen sich diese wohl letzte Perle im Filmjahr 2021 auf Leinwand.
Drive my Car ist eine Offenbarung an Präzision und Tiefe. Brillant!
cnm
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cinemoenti@email.de
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