NIEMAND IST BEI DEN KÄLBERN

Die Kinder von heute bilden die Gesellschaft von morgen.
Sie brauchen das Spiel mit vielen anderen Kindern, um sich entwickeln zu können, und sie brauchen die Mimik der Erwachsenen. Vieles davon geht gerade verloren. Bitte:
LASSEN SIE SICH IMPFEN und tragen mit dazu bei, dass die Welt gerade für Kinder wieder halbwegs normal werden kann.

 
NIEMAND IST BEI DEN KÄLBERN
Filmstart: 20.01.2022 | FSK 16
Saskia Rosendahl  | ⓒ Filmwelt / Weydemann Bros. / Foto: Max Preiss


Deutschland 2021
Genre: Drama
Länge: rund 115 Min.
Regie: Sabrina Sarabi
Buch: Sabrina Sarabi
Nach: Alina Herbing (Roman)

Darstellende: Saskia Rosendahl, Rick Okon, Godehard Giese, Enno Trebs, Peter Moltzen, Anne Weinknecht, als Gast: Elisa Schlott
Kamera: Max Preiss
Schnitt: Heike Parplies
Musik: John Gürtler

Milchproduktion in Mecklenburg-Vorpommern ist für Christin und Jan (beide Mitte zwanzig) das Gegenteil von ländlichem Idyll. Sie sind in dieses Leben reingeboren, das Disziplin erfordert und keinerlei Perspektive bietet. Ringsum: Sommerhitze, ein paar Häuser, Wiesen, Kühe ohne Ende und als Trost Alkohol. Christins Vater ist schon zu gar nichts mehr zu gebrauchen, und sie haut sich das Kirschwasser mit einer Beiläufigkeit rein wie Sportler ihr stilles Wasser. Geredet wird nicht viel, es sei denn, Jan erteilt ihr Befehle. Berührungen sind selten, passieren eher zufällig oder im Halbschlaf; kein Wunder, dass die junge Frau reflexartig einem toten Vogel, den sie auf dem Feld findet, das Gefieder streichelt. Als die Windräder gewartet werden müssen, beäugt Christin den Techniker Klaus. Der ist ebenfalls wortkarg, aber es hat den Anschein, dass sie seine Aufmerksamkeit erregen kann.

Wie mag wohl ein Drehbuch aussehen zu einem Film, in dem kaum gesprochen wird? Hier ist die Regie gefragt, und es macht Sinn, dass Buch und Regie aus einer Hand kommen. Denn so gut wie alles muss über die Handlung, im Besonderen über die Gestik und Mimik, über kleinste Beobachtungen erzählt werden. Regisseurin Sarabi gelingt dies mit beeindruckender Intensität. Würde in diesem Kontext auch nur ein Wort mehr gesprochen, wäre es sofort künstlich. Ergebnis: wir tauchen ein in einen brüchigen Lebenskosmos, der in aller Stille nach Erlösung zu schreien scheint und der zwangsläufig vor die Hunde gehen muss. Schön ist das nicht, und erbaulich schon gar nicht - dafür aber wahr. Über den Schmerz lernen wir das Leben überhaupt kennen. Ich liebe solche Filme. Und Sie sind gewarnt.

Beinahe kontemplativer, krass ungeschönter Film über ein junges Paar in der Landwirtschaft, das feststeckt und neben der Pflichterfüllung schon nichts mehr vom Leben erwartet. Beinahe nichts. Harter Stoff, brillant inszeniert. CineMoenti Tipp.

cnm
 
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