IN DEN BESTEN HÄNDEN
IN DEN BESTEN HÄNDEN ★★★★★☆
Originaltitel: La Fracture | Filmstart: 21.04.2022 | FSK 12
Raphaela (Valeria Bruni Tedeschi) und Julie (Marina Fois) © Alamode Film |
Frankreich 2021
Genre: Drama, Komödie, DystopieLänge: knapp 100 Min.
Regie: Catherine Corsini
Buch: Catherine Corsini
Buch: Catherine Corsini
Cast: Valeria Bruni Tedeschi, Marina Foïs, Pio Marmaï, Aissatou Diallo Sagna, Caroline Estremo, Jean-Louis Coulloc'h, Camille Sanstere, Marin Laurens, Ferdinand Perez
Kamera: Jeanne Lapoirie
Schnitt: Frédéric Baillehaiche
Musik: ROB
Kamera: Jeanne Lapoirie
Schnitt: Frédéric Baillehaiche
Musik: ROB
Comiczeichnerin Raphaela - kurz Raf - und ihre Verlegerin Julie sind schon lange ein Paar. Aber die Zeit und Rafs' hysterische Anfälle haben die Beziehung mürbe gemacht, und nun ist der Moment gekommen, wo Julie ihre Sachen packt und geht. Panisch rennt Raf ihr hinterher, stürzt und bricht sich einen Ellbogen. Im Krankenhaus nimmt das Chaos dann einen exponentiellen Verlauf. Während einer Gelbwesten-Demo (an der auch Julies' Sohn teilnimmt) werden viele Teilnehmende verletzt, so dass die Notaufnahme birst vor neuen Patient:innen. Darunter Yann, ein angeschossener Lastwagenfahrer. Der wird in der Nähe von Raf untergebracht: Prekariat trifft auf Bohème! Unter den Patienten ist ein psychisch Gestörter, der eine der Krankenschwestern, Kim, mit einer Schere bedroht, ausgerechnet die Frau, die sich am meisten um ihn gekümmert hat. Zu guter Letzt will noch die Polizei ins Krankenhaus eindringen. Chaos pur!
Sie ahnen es: dieser Film raubt einem die Nerven.
Es ist laut, es ist hektisch, es prallen gefühlt sieben Handlungsstränge aufeinander und gleichsam verschiedene Anliegen: Wahlfamilie, Beziehungsprobleme, Politik, die Unterwanderung rechter Gruppierungen bei linken Demos, Klassenquerele, Pflegenotstand, die Rolle der Polizei und der Sinn von Denunziationen - und die Frage, wo bei all dem die Menschlichkeit bleibe.
Weniger wäre hier mehr gewesen, denn die Vielzahl an Geschichten sorgt dafür, dass die Konzentration nachlässt und der Gesamteindruck in reinen Stress ausartet. - Überraschenderweise hat mich zum Ende des Films genau das beeindruckt. Ähnlich einer Live-Schaltung erleben wir hier einmal hautnah, wer in unseren Zeiten auf welche Weise zu leiden hat. Im Zentrum steht dabei m.E. die Krankenschwester Kim (es war eine brillante Entscheidung der Regisseurin, mit echtem medizinischen Personal zu drehen). Es grenzt an ein Wunder, zu wieviel menschlicher Größe und echter Selbstlosigkeit diese Frau imstande ist. Das ist es vielleicht, worauf es letztlich ankommt.
Sie sind gewarnt. Atmen Sie tief durch und wagen diesen Film. Er ist eine tour de force, aber es lohnt sich!
cnm
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